Blickwechsel
Dänemark: Kaum kritische Stimmen

- Grenzschild an der deutsch-dänischen Grenze in Schleswig-Holstein.
- Foto: epd-Bild/Tim Riediger/nordpool
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Dänemark rüstet auf. Das skandinavische Land will in den nächsten beiden Jahren knapp sieben Milliarden Euro zusätzlich in den Kauf militärischer Ausrüstung investieren. „Kaufen, kaufen, kaufen“, gab Ministerpräsidentin Mette Fredriksen als Parole an ihren Verteidigungsminister aus.
Von Benjamin Lassiwe
„Kaufen Sie alles, was hier und jetzt zu einer besseren Verteidigung und zu einer stärkeren Abschreckung beitragen kann.“ Würde so etwas in Deutschland passieren, wäre das Wasser auf die Mühlen von Parteien wie dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) oder der Alternative für Deutschland (AfD). Und auch die kirchliche Friedensbewegung würde auf die Barrikaden gehen.
In Dänemark freilich bleibt es eher ruhig. Von einer kirchlichen Friedensbewegung ist im Königreich nicht viel zu sehen – was freilich auch mit der besonderen Stellung der Volkskirche als einer Institution, deren Verwaltung vom staatlichen Kirchenministerium administriert wird, deren Geistliche Staatsbeamte sind und die selbst nicht über eine Synode verfügt, zusammenhängen kann. Zwar finden und fanden in vielen Kirchen des Landes Friedensgottesdienste statt – aber Kritik an der Aufrüstung ist in den Predigten kaum zu hören. Es gibt Gebete für die Menschen in den Bunkern der Ukraine, für Menschen in Gaza oder Menschen auf der Flucht. „Wir müssen uns geistlich aufrüsten, indem wir uns dem Licht Gottes zuwenden“, sagte die Bischöfin von Lolland-Falster, Marianne Gaarden, in einem Gottesdienst in der Domkirche von Maribo. Im Krieg würden sich die Menschen von Gott abwenden und nicht länger auf seine Worte von Nächstenliebe und Vergebung hören. „Die Worte Jesu werden zu einer fremden Sprache“, sagte Gaarden. „Menschen, die Gott den Rücken zuwenden, verirren sich in den unendlichen, dürsten Labyrinthen der Selbstrechtfertigung, des Selbstbetrugs und des Rechthaberischen.“
Zwischentöne sind auch von den Missions- und Entwicklungshilfewerken in Dänemark zu hören. In einem gemeinsamen Debattenbeitrag im „Kristeligt Dagblad“ mahnten Vertreter von Entwicklungshilfeorganisationen wie Oxfam oder Care schon vor einiger Zeit an, dass sich eine dänische Außenpolitiks- und Sicherheitsstrategie um alle Krisen kümmern müsse, die die Menschen bedrohen. „Krieg und Migration sind oft eng verbunden mit Armut, Klimaproblemen, Unterdrückung und einer ungleichen Verteilung von Ressourcen, die es den Menschen schwer macht, für sich und ihre Familien eine Zukunft zu sehen.“ Doch solche Stimmen sind in der skandinavischen Debatte derzeit eher die Ausnahme. Zu sehr fühlt man sich auch im Ostseeraum bedroht.
Autor:Online-Redaktion |
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