Göring-Eckardt
Stasi-Akte bis heute nicht gelesen

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Berlin (KNA) Die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt (58) hat nach eigenen Angaben bis heute nicht in ihre Stasi-Akte geschaut. Sie wisse, dass es in ihrem Umfeld Spitzel der DDR-Staassicherheit gegeben habe, sagte die frühere Bundestagsvizepräsidentin im Podcast "Meine schwerste Entscheidung" der Funke Mediengruppe am Donnerstag in Berlin. "Ich habe die Sorge, wenn ich diese Akte lese, dass ich dann die Beschreibung meines Lebens vorfinde, die die Stasi hatte und nicht die eigene."
Ihr Erinnerungsvermögen sei nicht so gut, die Akte könnte die Erinnerung zu sehr beeinflussen, erläuterte sie: "Und deswegen würde ich gerne lieber bei der eigenen, bei der erlebten Erinnerung, der erlebten Geschichte bleiben, als bei dem, was die Stasi vorschlägt, was ich gemacht habe." Dennoch gehöre der Blick in die Stasi-Unterlagen zu den Dingen, die sie im Leben noch machen müsse.
"Freiheit das Allergrößte"
Die Grünen-Poitikerin sieht in Ostdeutschland "zu wenig Stolz auf die Freiheitsbewegung". Es komme schnell die Frage, was damit denn erreicht worden sei und ob die Verhältnisse jetzt besser seien. An der Stelle sei sie mit der Einstellung vieler Ostdeutscher nicht einverstanden, "weil für mich immer die Freiheit das Allergrößte ist, was wir erringen konnten und was wir errungen haben und was es zu verteidigen gilt und nicht selbst einzuschränken mit allen möglichen Aktionen".
Als die Mauer fiel, habe sie sich dennoch nicht nur gefreut. Sie habe die Sorge gehabt, dass viele die DDR in Richtung Westen verlassen würden. Damit habe das Vorhaben auf der Kippe gestanden, das System zu verändern, so Göring-Eckardt. Für ein vereintes Deutschland hätte sie sich gewünscht, dass das Beste aus beiden Systemen kombiniert worden wäre: "Also das Recht auf Arbeit der DDR, aber verbunden mit sinnvoller Arbeit. Die Freiheitsrechte, aber verbunden mit einer gemeinsamen gesellschaftlichen Verantwortung".
Kritik an westdeutschem Blick
Die aus Thüringen stammende Politikerin kritisierte den westdeutschen Blick auf Ostdeutschland. Wenn sich Ostdeutsche selbst bemitleideten, sei schnell die Rede vom "Jammer-Ossi", dabei gebe es Selbstmitleid in anderen Teilen Deutschlands genauso. Auch fast 35 Jahre nach der Wiedervereinigung sei es ihrer Wahrnehmung nach nicht egal, ob man aus Ost- oder Westdeutschland komme.
Autor:Online-Redaktion |
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