Rezension
Befehl und Gehorsam – Seelsorge in der Kaserne
Mit seiner Publikation „Dienstweg – kein Durchgang? Als Pfarrer und Staatsbürger in der Bundeswehr“ hat Klaus Beckmann ein Buch vorgelegt, das sich im besten Sinne durchgängig als „Eine Erinnerungs- und Streitschrift“ – so der Untertitel – verstehen kann.
Von Constance Hartung
Theologisch klar reflektiert und mit eigenen Beobachtungen nähert sich der promovierte Theologe einem Thema, das nun verstärkt durch einen der aktuellen Kriege im öffentlichen Fokus steht. Beckmann, der selbst mehrere Jahre in der Militärseelsorge tätig war und Auslandseinsätze begleitete, lässt viele Erfahrungen in den Text einfließen.
Unterstützung für Grenzgänger
Wenngleich sich der Titel „Dienstweg – kein Durchgang?“ nicht immer logisch aus dem Argumenta-tionsgang erschließt, ist doch im Titel bereits das Programm angelegt: die Verortung der Soldaten sowie der militärischen Führungskräfte als Staatsbürger und die Positionierung der Militärseelsorge als kirchliche Aufgabe in einer Demokratie.
Ausgehend von der sehr besonderen Bedürfnislage der Soldaten als „professionelle ethische Grenzgänger auch in Tabuzonen“ sowie der „besondere(n) Anfechtung“ sieht es Beckmann als unbedingt notwendig an, Seelsorge anzubieten und den Raum für Glauben zu eröffnen. Die „Armee als Teilsystem einer selbstbewussten Demokratie“ bedürfe der Begleitung durch die Gesellschaft. Im Rahmen der Militärseelsorge komme die Kirche damit ihrer gesellschaftlichen „Verpflichtung“ nach.
Die kritische Betrachtung der schlechten Ausstattung der Bundeswehr und der Fehlentscheidungen hinsichtlich der Einsätze in Afghanistan und Mali ist fundiert und benennt die Probleme. Der Verfasser mahnt die mangelnde Wahrnehmung der seelischen Nöte und moralischen Skrupel der Soldaten an, die in Einsätze geschickt werden, bei denen die notwendige Unterstützung im unzureichenden Maß gegeben ist. Dass er sich dabei hin und wieder zum „Anwalt“ der Soldaten erklärt, tut der Argumentation keinen Abbruch.
Wer sich eingehender mit dem Bereich der Seelsorge an Soldaten und Soldatinnen beschäftigen möchte, dem sei dieses Buch angeraten. Es reizt zum Widerspruch, bringt Erinnerungen eines im reflektierten Bereich aktiv Tätigen ein. Er richtet seine Argumentation an theologischen Grundsätzen aus, seien es die Zwei-Reiche-Lehre Luthers, Bonhoeffers Ethik oder beispielhafte biblische Geschichten wie die von Joab, die die „moral injury“ (engl. „Moralische Verletzung“) verdeutlichen, in die Menschen geraten können.
Da im Text einige Stellen gewisse Redundanzen aufweisen, besteht die Gefahr, dass die Leser vermutlich schneller ermüden. Das allerdings wäre bedauerlich, denn Beckmann bietet mit seiner Streitschrift und seiner klaren „konservativ(en)“ Positionierung eine hilfreiche Grundlage für einen breiten Diskurs und kritische Auseinandersetzung mit dem Thema. Sie fordert damit zugleich heraus, ganz konkret Gegenpositionen theologisch zu begründen und zu schärfen. Das ist einer weiterführenden Diskussion unbedingt zuträglich.
Die Autorin der Rezension ist Pfarrerin in Jena.
Beckmann, Klaus: „Dienstweg – kein Durchgang? Als Pfarrer und Staatsbürger in der Bundeswehr. Eine Erinnerungs- und Streitschrift“. Berlin: Carola Hartmann Miles-Verlag, 264 Seiten, ISBN 978-3-96776-043-9; 19,80 Euro
Autor:Online-Redaktion |
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