Anzeige

Frieden
Betonstachel und Sackgasse

Der US-amerikanische Architekt Daniel Libeskind wurde am 19.02.2023 in der Dresdner Semperoper mit dem Dresdner Friedenspreis 2023 geehrt. Der 76-jährige Libeskind habe mit seiner Architektur einen angemessenen Rahmen fuer das Erinnern an die Opfer von Holocaust, Krieg und Terror geschaffen, hieß es. | Foto: epd-bild/Matthias Rietschel
  • Der US-amerikanische Architekt Daniel Libeskind wurde am 19.02.2023 in der Dresdner Semperoper mit dem Dresdner Friedenspreis 2023 geehrt. Der 76-jährige Libeskind habe mit seiner Architektur einen angemessenen Rahmen fuer das Erinnern an die Opfer von Holocaust, Krieg und Terror geschaffen, hieß es.
  • Foto: epd-bild/Matthias Rietschel
  • hochgeladen von Katja Schmidtke

Gleich mehrere jüdische Museen hat Architekt Daniel Libeskind entworfen. Eines steht seit 2001 in Berlin. Aber der Architekt engagiert sich auch mit eindrucksvollen Mahnmalen gegen das Vergessen.

Von Katharina Rögner (epd)

Der US-amerikanische Architekt Daniel Libeskind ist bekannt für schräge Wände und spitze Winkel. In seinem Werk widmet sich der Künstler mit polnisch-jüdischen Wurzeln der Erinnerungskultur, gegen das Vergessen von Unrecht und Krieg. Am Sonntag hat er dafür den Dresdner Friedenspreis erhalten.

Er selbst hat immer wieder betont, dass sein Credo als Architekt nicht in abstrakten Bauplänen, sondern in der Kunst, der Philosophie und auch in seiner Lebensgeschichte begründet ist. Der Evangelische Pressedienst (epd) stellt einige seiner markanten Erinnerungsbauten vor.

Nationaal Holocaust Namenmonument in Amsterdam
Es ist eines der jüngsten Erinnerungsprojekte von Libeskind. 2021 eröffnet, wurde das nationale Holocaust-Denkmal der Niederlande für mehr als 100.000 jüdische NS-Opfer errichtet. Sie starben überwiegend in den Vernichtungslagern Auschwitz und Sobibor. Außerdem widmet Libeskind das Monument den NS-Opfern der Roma und Sinti.  Das Denkmal in der Nähe des ehemaligen jüdischen Viertels besteht aus zwei Meter hohen Backsteinmauern in Form von vier hebräischen Buchstaben, die von oben betrachtet so viel wie „Im Gedenken“ bedeuten. Auf jedem Backstein ist der Name eines Opfers zu lesen, das Geburtsdatum und das Alter zum Zeitpunkt der Ermordung. Beim Betreten der Gedenkstätte erleben die Gäste ein Labyrinth aus Gängen.

Jüdisches Museum in Berlin
Das 2001 eröffnete Zick-Zack-Gebäude deutet einen zerbrochenen Davidstern an und thematisiert mithilfe schräger Achsen und blinder Gänge die durch den Holocaust entstandene Leere. Libeskind wollte mit seinem Entwurf „Between the Lines“ nicht einfach nur ein Museumsgebäude gestalten, sondern deutsch-jüdische Geschichte erzählen.

Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück
Für das Werk des jüdischen Künstlers und in Auschwitz ermordeten Felix Nussbaum (1904-1944) schuf Libeskind das Museum in Osnabrück. Es besteht aus drei miteinander verbundenen Baukörpern, die jeweils auf eine andere Zeit und wichtige Orte in Nussbaums Leben verweisen. Mit plötzlichen Unterbrechungen der Wege, unvorhersehbaren Kreuzungen, engen Räumen und Sackgassen spiegelt die Gebäudestruktur Nussbaums missliche Lage als jüdischer Maler in Deutschland wider. Das Projekt wurde 1998 abgeschlossen und war das erste von Libeskind entworfene Gebäude, das fertiggestellt wurde.

Imperial War Museum im englischen Manchester
Das Museum erzählt, wie der Krieg das Leben der Briten und Britinnen und der Menschen im Commonwealth seit 1914 beeinflusst hat. Das Designkonzept ist eine Kugel, die in Fragmente zerbrochen und dann wieder zusammengesetzt wird. Das Ineinandergreifen von drei Fragmenten, die Erde, Luft und Wasser darstellen, bilden die Form des Gebäudes.

Dänisches Jüdisches Museum in Kopenhagen
In einem historischen Gebäude entwarf Libeskind neue Räume. Die Gegenüberstellung von Zeitgenössischem und Historischem schafft seit 2004 einen Dialog zwischen der Architektur der Vergangenheit und der Zukunft. Das Originalgebäude wurde 1598 als königliches Bootshaus gebaut. Auf seinen Überresten ist später eine Bibliothek errichtet worden. Thematisch dreht sich das Museum um die Idee der „Mitzwa“, einem hebräischen Wort, das als Verpflichtung, gute Tat und Engagement übersetzt wird. Erzählt wird insbesondere von der Zivilcourage der nicht-jüdischen Dänen, die 1943 den Großteil der dänischen Jüdinnen und Juden ins neutrale Schweden retteten.

Nationales Holocaust Monument im kanadischen Ottawa
Das Denkmal ehrt seit 2017 Millionen Männer, Frauen und Kinder, die unter dem NS-Regime ermordet wurden. Es würdigt aber auch die Überlebenden, für die Kanada zur Heimat wurde. Das Monument besteht aus sechs dreieckigen Betonkörpern, welche Spitzen eines Sterns bilden. Der Stern ist das Symbol des Holocaust - ein Symbol, das Millionen von Jüdinnen und Juden in der NS-Zeit tragen mussten.

Militärhistorisches Museum der Bundeswehr in Dresden
Das ehemalige Militärarsenal hat eine wechselvolle, widersprüchliche Geschichte. In der DDR-Zeit war es Armeemuseum. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde Libeskind mit der architektonischen Neugestaltung des Gebäudes beauftragt. Um neuen Inhalten des Museums auch von außen ein Zeichen zu geben, schlug er quasi einen Keil in das historische Gebäude. Sein Entwurf unterbricht die klassische Symmetrie der Fassade und erweitert sie mit einem fünfstöckigen Bauwerk aus Glas, Beton und Stahl. Der Neubau schneidet den Altbau in zwei Hälften, er wird zum Stachel, zum Zeichen von Krieg und Schmerz.

Jüdisches Museum in Lissabon
Es befindet sich derzeit im Entwurf. Seinen Standort soll es im Stadtteil Belem haben. Unter dem Titel „Tikva“, was auf Hebräisch Hoffnung bedeutet, wird das Museum das jüdische Erbe als einen wesentlichen Teil der Geschichte des Landes zeigen.

Autor:

Katja Schmidtke

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

9 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.