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Zeitgeschehen
Krisen sollten Schule machen

Im Lernlabor: Die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt hat in den vergangenen Jahren zusammen mit Jugendlichen 
einen neuen Lernort entwickelt. Bildungsstätten-Direktorin Deborah Schnabel findet, Konflikte, Kriege und Krisen sollten nicht nur in außerschulischen Einrichtungen thematisiert werden, sondern auch im Unterricht. | Foto: Fotos (2): epd-bild/Tim Wegner
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  • Im Lernlabor: Die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt hat in den vergangenen Jahren zusammen mit Jugendlichen
    einen neuen Lernort entwickelt. Bildungsstätten-Direktorin Deborah Schnabel findet, Konflikte, Kriege und Krisen sollten nicht nur in außerschulischen Einrichtungen thematisiert werden, sondern auch im Unterricht.
  • Foto: Fotos (2): epd-bild/Tim Wegner
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Die Bildungsstätte Anne Frank hat anlässlich des ersten Jahrestages des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober Lehrer gefragt, wie das Thema im Unterricht behandelt wird. Dabei zeigte sich, dass es auf einzelne Lehrkräfte ankommt.

Von Christopher Hechler

An deutschen Schulen hängt es teils von einzelnen Lehrkräften ab, inwiefern der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der Krieg in Gaza im Unterricht behandelt werden. Es scheint an Schulen «keine intuitive Form des Erinnerns an die Geschehnisse und Opfer des 7. Oktobers zu geben», sagte Deborah Schnabel, die Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank. «Unser Eindruck, dass der laufende Krieg in Gaza das Gedenken an den 7. Oktober überlagert», sei durch eine Umfrage der Bildungsstätte eher noch bestärkt worden, so Schnabel.
Demnach gaben mit 56 Prozent mehr als die Hälfte der 159 befragten Lehrerinnen und Lehrer an, den anstehenden Jahrestag im Unterricht nicht thematisiert zu haben und dies auch nicht vorzuhaben. «Als Gründe werden hauptsächlich ein Mangel an Kapazitäten, Materialien oder eigenem Wissen zum Thema genannt, aber auch die Angst vor diskriminierenden Äußerungen», teilte die Bildungs-stätte mit.
Schnabel betonte, dass das Thema nicht auf einzelne Lehrkräfte «abgewälzt» werden dürfe, was häufig mit einer erheblichen Zusatzbelastung einhergehe. Ziel der im September durchgeführten Umfrage war es, unter anderem herauszufinden, «inwiefern der 7. Oktober, der Krieg in Gaza und die Folgen an Schulen noch ein Thema sind». Teilgenommen hätten an der bundesweit online zugänglichen Umfrage mit 98 Prozent überwiegend Lehrer aller Schulformen aus Hessen.
Soziale Medien seien den Lehrern zufolge die wichtigste Informationsquelle der Schülerinnen und Schüler zum Nahostkonflikt.
«Klassische Medien werden mit fünf Prozent Nennung als nahezu irrelevant» angesehen, heißt es. Auch der Schule werde mit neun Prozent «nur eine geringe Rolle bei der Informationsvermittlung zum Thema Naher Osten zugemessen». Trotzdem hätte mehr als die Hälfte der Befragten angegeben, eher oder überhaupt nicht mit Schülern über das zu sprechen, was diese in sozialen Medien über Ereignisse im Nahen Osten erfahren.
Laut Schnabel bestehe eine riesige Lücke zwischen der Welt der jungen Menschen, die sich etwa über die Plattform TikTok informieren, und der Welt der erwachsenen Lehrkräfte, die dazu keine Berührungspunkte haben. Lehrer und Lehrerinnen müssten verstehen, dass «es auch zu ihrer Aufgabe gehört, sich mit dieser Lebensrealität auseinanderzusetzen». 70 Prozent der Lehrer hätten bestätigt, dass es regelmäßig vorkomme, dass Schüler problematische Inhalte aus sozialen Netzwerken reproduzierten.
«Die Umfrageergebnisse bestärken uns in der Ansicht, dass Schulen für den Umgang mit globalen Krisen und Konflikten und anderen komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen nicht ausreichend gerüstet sind», so Schnabel. Die Politik müsse «strukturelle Anpassungen im Bildungssystem dringend priorisieren und Schulen materiell und zeitlich deutlich besser ausstatten». Außerschulische Lernorte und Angebote der politischen Bildung sollten durch eine verlässliche finanzielle Förderung weiter gestärkt und ausgebaut werden, so Schnabel.
Der Aussage, dass der 7. Oktober und die unmittelbaren Opfer des Angriffes auch jetzt Schüler immer wieder beschäftigen, stimmten insgesamt 55 Prozent der Lehrer eher nicht oder überhaupt nicht zu.
Insgesamt 65 Prozent wiederum stimmten voll und ganz oder eher zu, dass das Schicksal der palästinensischen Opfer die Schülerschaft auch jetzt immer wieder beschäftige.
Die Lehrer wurden auch danach befragt, was sie bis zum Tag der Umfrage immer wieder bei ihren Schülern erlebten. Am häufigsten genannt wurden israelfeindliche Aussagen mit 92 Nennungen, es folgen der Vorwurf, dass Israel einen Genozid verübe mit 77 Nennungen und die Relativierung der Geschehnisse des 7. Oktober mit 73 Nennungen.
Judenfeindliche Aussagen seien 66 Mal benannt worden, «muslimfeindliche Aussagen kommen mit 30 Nennungen im Vergleich am seltensten vor», heißt es.

(epd)

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einen neuen Lernort entwickelt. Bildungsstätten-Direktorin Deborah Schnabel findet, Konflikte, Kriege und Krisen sollten nicht nur in außerschulischen Einrichtungen thematisiert werden, sondern auch im Unterricht. | Foto: Fotos (2): epd-bild/Tim Wegner
Deborah Schnabel
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