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Doku über Sportler der DDR
Von Bürokraten und Brettseglern

Foto: pixabay.com/guvo59

"Jedermann an jedem Ort, jede Woche einmal Sport!" Die Losung gab Walter Ulbricht 1959 aus, der mächtige Mann an der Spitze der DDR. Er selbst ging mit gutem Beispiel voran und ließ sich gerne als Vorturner bei Massensport-Events filmen. (Was angesichts seiner eher "unsportlich" erscheinenden Physis - Bäuchlein, Bürokraten-Outfit und berühmter Spitzbart - nicht einer gewissen Komik entbehrt).

Von Katharina Zeckau (KNA)

Szenen wie diese sind in der Doku "Schweiß und Tränen - Unerwünschte Stars des DDR-Sports" zu sehen, die das ZDF am 4. August von 23.45 bis 0.30 Uhr ausstrahlt. Vor allem aber zeigt der Film aus der "Terra-X-History"-Reihe, welche Schwierigkeiten Sportler jenseits der offiziellen, massiv überwachten sportpolitischen Zielvorgaben hatten.

Als "elitär" oder "westlich" gebrandmarkt

Manche Sportarten waren nicht genehm, wurden als "bourgeois", "elitär" oder "westlich" gebrandmarkt. Weshalb sie nicht gefördert oder gleich de facto verboten wurden - 1951 baute man etwa den letzten Golfplatz der DDR ab. Und manchmal war nicht der Sport, sondern der einzelne Sportler das "Problem".

Wolfgang Lötzsch etwa war zu widerständig, um in der DDR eine Karriere als Radsportler anstreben zu dürfen, trotz vielfach bewiesener sportlicher Eignung. Nach seiner Weigerung, in die SED einzutreten, wurden ihm die Starts bei großen Rennen verboten, er massiv bespitzelt und später gar ins Gefängnis gesteckt.

Lötzsch ist einer von sieben Protagonisten: Regisseur Mario Sporn stellt Leistungs- und Hobbysportler aus den Bereichen Golf, Tennis, Alpinski, Eishockey, Radfahren und "Brettsegeln" (also: Windsurfen) vor, deren jeweiliger Traum von der DDR-Führung zerstört wurde.

Bitter ist auch der Fall des Tennisspielers Thomas Emmrich: Laut seiner Jugendfreundin Martina Navratilova wäre er ein Grand-Slam-Champion geworden. Wenn, ja wenn er nicht im falschen Land gelebt hätte. Ende der 1960er Jahre wurde Tennis wie andere zu wenig "medaillenintensive" Sportarten aus der Leistungssportförderung herausgenommen - mit Medaillen wollte sich das Land politische Anerkennung verschaffen.

Schmerzhaft auch die Erinnerungen von Joachim Ziesche: Der Eishockey-Profi befolgte als Trainer des SC Dynamo Berlin Befehle von oben: Je nach politischer Wetterlage lauteten diese "Gewinnen!" oder "Verlieren!". Seinem Torwart musste er dann schon mal die Anweisung geben, den Puck des Gegners reinzulassen. Die Alternative, erzählt Ziesche, wäre "der Verlust der Karriere" gewesen - die unter solchen Umständen aber natürlich ohnehin fragwürdig erscheint.

Republikflucht mittels Windsurfen gefürchtet

Die "Brettseglerin" Sibylle Längert wiederum hatte keine Profi-Ambitionen, betrieb ihren Sport als Hobby - und litt doch unter den Restriktionen von oben. Eindrücklich, wenn sie davon berichtet, wie wichtig das nächtliche Wegschließen der Windsurfing-Bretter bei einer Regatta auf der Ostsee war: Die Regierenden fürchteten die Republikflucht übers Wasser.

"Schweiß und Tränen" erzählt neben ungeheuerlichen Ungerechtigkeiten und bitteren Schicksalen auch viel Skurriles: etwa, dass die DDR-Skifahrer im Fichtelgebirge auf Matten und nassem Gras übten, wenn sie mal wieder zu wenig Schnee hatten. Dass Erich Mielke Eishockey-Fan war und den Sport aus einem Sondertopf seiner Stasi-Behörde finanzieren ließ. Oder dass sich Damast-Bettwäsche gut gegen Golf-Ausstattung tauschen ließ.

Überhaupt ist die Dichte an Input sehr hoch; zugleich gelingt es der Doku aber nicht immer, Unwesentliches wegzulassen und die zentralen Stories gut herauszuarbeiten. Zum etwas hektischen, "vollgestopften" Gesamteindruck tragen auch die allzu flächendeckend verwendete Musik sowie der umfangreiche Off-Kommentar bei.

Darüberhinaus gibt es große Diskrepanzen zwischen den Gesprächspartnern: Einige sind sehr eloquent, doch nicht alle vermögen fesselnd zu erzählen - was man mit einer präziseren Interviewführung womöglich ein Stück weit hätte auffangen können. Dennoch: Alles in allem bietet die aufwendig recherchierte Doku einen ebenso interessanten wie vielfältigen Einblick in ein bislang eher unterbelichtetes Stück DDR-Geschichte.

Autor:

Online-Redaktion

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