Das Kreuz – Symbol der Christen
Alltagstauglich: Der Mensch braucht Symbole – und er gebraucht sie. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch das Christentum von Anfang an auf Symbole zurückgriff: den Fisch, das Bild des guten Hirten und eben das Kreuz.
Von Alexander Schweda
Die Tatsache, dass Jesus gekreuzigt worden war, und dass seine Jünger verkündeten, dass er nicht tot ist, sondern lebt und ihnen erschienen ist, rückt das Bild des Kreuzes von Anfang an in den Mittelpunkt. Zunächst aber nur als Wort, als Begriff.
Es ist eine Kreuzestheologie, für die das Kreuz zunächst steht: als Zeichen der Erlösung und der Auferstehung Jesu von den Toten. Als Symbol der Zugehörigkeit zu den Christen dient zunächst ein anderes Bild: der Fisch. Denn bei der Berufung der ersten Jünger wählte Jesus schließlich Fischer aus, die dafür bestimmt waren, künftig Menschen für Gott zu fischen. Bis ins zweite Jahrhundert nach Christus war der Fisch ein weit verbreitetes Symbol auf Grabsteinen und auch auf den Katakomben.
Dabei war es nicht nur ein Erkennungszeichen, sondern auch ein Bekenntnis: Das griechische Wort Ich-thys – Fisch – setzte sich aus fünf Buchstaben zusammen, mit denen die Namen Jesu beginnen: Iesous Christos, Theou Hyios, Soter – Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser. Und wie es bei Symbolen üblich ist, können Bedeutungen erweitert werden. So steht der Fisch bei manchen auch für die Eucharistie, weil er auch bei der Speisung der 5.000 eine Rolle spielt. Und er steht für die Taufe, weil er im Wasser lebt.
Erst spät entsteht eigentlich aus dem theologischen Bild des Kreuzes auch ein Symbol des Kreuzes. Das Sich-Bekreuzigen dagegen ist schon um 200 nach Christus bekannt. Auch das Christusmonogramm, das die Buchstaben CH (X) und R (P) vereinigt und für Christus steht, könnte auch auf ein Andreas-Kreuz gedeutet werden, wie neuere archäologische Forschungen vermuten. In diesen wird versucht, die Art der Kreuzigung und die Formen der Kreuze zu rekonstruieren, mit denen die Römer ihre Todesstrafe vollzogen haben. Der kanadisch-israelische Journalist Simcha Jacobovici beispielsweise recherchierte über Erkenntnisse, nach denen die Kreuzigungen an schräg gestellten Andreas-Kreuzen stattfanden, die an einem senkrechten Pfahl aufgerichtet wurden. Schaut man sich diese Konstruktion an, fehlt nur noch ein seitlich gezeichneter Kopf, um das Christusmonogramm zu komplettieren. Erkannten frühe Christen, die noch Kreuzigungen kannten, also darin nicht nur die griechischen Buchstaben, sondern auch schon ein Kreuz?
Das reine Kreuzzeichen jedenfalls war in der bildenden Kunst lange Zeit nicht üblich. Die Wende kam im 4. Jahrhundert – mit dem Staat: Kaiser Konstantin hatte vor der Schlacht an der Milvischen Brücke die Vision des Kreuzes als Siegeszeichen. In dieser Form wurde es ab sofort verwendet: als Zeichen des Sieges. Dazu kam die Legende, dass seine Mutter Helena das wahre Kreuz in Jerusalem entdeckt haben soll. Konstantin ließ daraufhin die Kreuzeskapelle errichten und die Kreuzesreliquien verbreiteten sich überall.
In der christlichen Welt hat sich dann auch das Symbol des Kreuzes verbreitet – in allen seinen Formen. Mit Korpus und ohne, mit dem leidenden Christus und dem siegreichen, königlichen Christus. Dabei ist es immer beides geblieben: ein Zeichen der Zugehörigkeit und ein Zeichen der Auferstehung und des Sieges über den Tod. Ein Siegeszeichen aber, das – wie Paulus schreibt (1. Korinther 1,23) – für die restliche Welt ein Ärgernis und eine Torheit darstellte.
Auch Luther rückte das Kreuz in den Mittelpunkt. Seine Kreuzestheologie beschwor die wahre Erkenntnis des Gekreuzigten. In zahlreichen reformatorisch gewordenen Kirchen blieben daher die Kruzifixe erhalten. So wird dort auch weiter das Amtskreuz getragen, dafür wird aber das Zeichen, das die frühen Christen bereits verwendeten, verpönt: das Sich-Bekreuzigen mit den Fingern.
Autor:Online-Redaktion |
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