Wort zur Woche
Ein Gemeindehaus mit vielen Räumen
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heilligen und Gottes Hausgenossen.
Epheser 2, Vers 19
Fühl dich wie zu Hause“, so ruft mir meine Freundin zu, als sie mir die Tür aufmacht und noch mit anderen Dingen beschäftigt ist. Also gehe ich in die Wohnung, mache die Tür zu, ziehe meine Schuhe aus und hänge meine Jacke an die Garderobe. So, wie ich das zuhause eben auch machen würde.
Von Christin Drexel
Ich gehe in die Küche, lege die für unser Abendessen eingekauften Dinge in den Kühlschrank und mache mir erstmal einen Kaffee.
Da klingelt es wieder – eine andere Freundin –, und erneut höre ich ein: „Fühl dich wie zu Hause.“ Plötzlich knallt die Tür ins Schloss. Beim Vorbeigehen an der Küchentür wird mir zugerufen: „Ich möchte ’nen Cappuccino!“ Und kurze Zeit später fliegen mir fast die Ohren weg, so laut ist die Musik aufgedreht. Als ich etwas verdutzt ins Wohnzimmer gehe und fragend schaue, heißt es nur: „Was denn? Ich soll mich doch wie zu Hause fühlen!“ Recht hat sie. Auch wenn ihr Verhalten für mich ungewohnt ist.
Nicht anders ergeht es mir da, wenn ich an Gottes Zuhause denke. Gott heißt uns als Hausgenossen – als Familie – bei sich willkommen. In seinem Zuhause, in einem Gemeindehaus mit vielen Räumen, sollen wir leben. Ein Haus, das Platz hat für vieles und viele! Da gibt es Räume für Kinder und für Jugendliche, für Menschen jeglichen Alters, jeglichen Geschlechts, jeglicher sexueller Orientierung und jeglicher Herkunft. Es gibt Platz für die, die zweifeln, genauso wie für die, die tief verwurzelt sind im Glauben. Jeder hat mit seinen je eigenen Lebensgeschichten, Schicksalsschlägen und Gefühlen im Hause Gottes einen Ort. Das ist die Kirche, in der ich leben, arbeiten und zu Hause sein möchte. Vielfalt zuzulassen, anzunehmen und zu gestalten – das ist eine Aufgabe, der wir uns immer wieder stellen müssen. Wir brauchen einander in aller Verschiedenheit! Auch wenn so manches für mich ungewohnt ist. Die Hauptsache ist doch, dass alles zum Lobe Gottes geschieht und im Respekt vor dem Leben. Steht mir das Recht zu festzulegen, was das richtige Verhalten im Zuhause Gottes ist?
Die Autorin ist Pfarrerin in Niederroßla.
Autor:Online-Redaktion |
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