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Marta: Sie bewegt Jesu Worte in ihrem Kopf, während sie die Suppe kocht
Gastgeberin aus Leidenschaft

Eine perfekte Gastgeberin sein, das ist meine Leidenschaft. Meine große Leidenschaft. Schon als Kind habe ich meiner Mutter gerne geholfen, das Passah-Fest mit vorzubereiten. Unsere Gäste sollten sich wohl fühlen. Noch lieber habe ich in der Küche mitgekocht. Erst holte ich Petersilienstängel aus dem Garten fürs heiße Salzwasser. Später durfte ich Kräuter klein hacken.
Am liebsten mache ich bis heute das Charoset. Mein Spezialrezept: Zwei Tassen gehackte Äpfel und eineinhalb Tassen geriebene Walnüsse mit Rotwein mischen, bis eine Art Brei entsteht. Den schmecke ich mit Honig, Zimt und Ingwer ab.
Ihr wisst ja, das Passah-Fest erinnert an den Auszug aus Ägypten. Alle Passah-Speisen haben eine symbolische Bedeutung. Das Charoset etwa ähnelt dem Mörtel, den unsere Vorfahren zur Herstellung von Ziegelsteinen benutzt haben, als sie Sklaven in Ägypten waren.
Es ist nicht zu überhören: Meine Leidenschaft sind das Kochen und eine gute Gastgeberin sein. Dazu brauche ich mein Zuhause. Deshalb sind Maria und ich auch nicht mit der Gruppe um Jesus weitergezogen.
Im Nachbarort war er nämlich vor einem halben Jahr zu hören. Jesus hat uns beeindruckt: Er verkündete das Anbrechen des Reiches Gottes. Das hat mir gefallen. Das Reich Gottes ist kein politisches System, sondern eine neue, ganz andere Wirklichkeit. Es wird dann gerecht zugehen auf der Welt, wir Menschen werden einfühlsamer sein, kümmern uns mehr um andere. Das Streben nach Leistung gilt nicht mehr.
Nach dem Vortrag sind einige Frauen und Männer Jesus gefolgt. Ich konnte das nur innerlich, denn ich mag unser Zuhause. Wo sollte ich denn unterwegs kochen?
Doch jetzt ist Jesus in unser Dorf gekommen. Natürlich habe ich ihn bei uns aufgenommen. Ich wollte die beste Gastgeberin sein, der er je begegnet ist. Das ist eitel, ich weiß. Aber mir war das wichtig.
In der Küche waren alle Tische belegt mit Zutaten und Tellern. Die Linsensuppe kochte, das Lamm schmorte. Ich hatte alle Hände voll zu tun.
Maria war zuerst nirgends zu sehen. Dann saß sie ganz unscheinbar »zu den Füßen des Herrn« und tat nichts anderes als zuhören. Nichts anderes! Das wollte ich mir nicht gefallen lassen. Jesus sollte Maria den Kopf waschen. Doch Jesus sagte oberlehrerhaft zweimal zu mir »Marta, Marta« und gab dann auch noch Maria Recht. Sie wisse, worauf es ankomme. Nicht auf das perfekte Essen, sondern aufs Hören des Wortes.
Natürlich hat Jesus im Prinzip Recht: Ich bin ja selber eine Anhängerin von ihm und bewege seine Worte in meinem Kopf, während ich in der Suppe rühre. Ich bin eben eine praktische Frau. Dazu gehört auch, dass ich kein Blatt vor den Mund nehme und unerschrocken sage, was ich denke. Aber zu Füßen Jesu zu sitzen, ihm andächtig zuzuhören, das liegt mir nicht. Da knete ich lieber den Teig und denke über Jesu Worte nach.
Damals habe ich mich über Jesus geärgert. Ist er denn nicht auf Frauen wie mich angewiesen? Auf Frauen und Männer, die ihm die Möglichkeit zum Ausruhen geben, die Menschen einladen, die so denken wie er? Wenn alle so Träumerinnen wären wie meine Schwester Maria, gäbe es ja nie etwas zu essen.
Erst war ich verletzt, räumte in der Küche Schüsseln und Teller weg. Dann sah ich den Dattelwein, den es schließlich nicht jedes Jahr gibt. Meine Enttäuschung war verflogen. Den Dattelwein musste Jesus unbedingt noch probieren. Er tat es mit Genuss!
Seit Jesu Besuch ist unser Haus immer voll von Jesus-Anhängerinnen und -Anhängern. Sie diskutieren bei uns, lernen voneinander und bekommen selbstverständlich etwas zu essen. Sie kommen gerne zu uns.
Das schönste Kompliment bekam ich vor ein paar Wochen. Ein Mann aus Jerusalem sagte zu mir. »Marta, du übertriffst ja sogar noch Abrahams Gastfreundschaft. Bei dir fühle ich wie zu Hause.« Was will ich mehr!

Lukas 10,38 bis 42, nacherzählt, Petra Ziegler

Autor:

Online-Redaktion

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