Gemütlichkeit oder heilige Rebellion
Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
Lukas 9, Vers 62
Das Leben fordert von uns ständig Entscheidungen: Welche Schulbildung ist die richtige? Welcher Beruf entspricht mir? Kritik üben, rebellieren oder sich fügen. Immer muss ich mich für einen Weg entscheiden. In einem Roman von Margriet de Moor las ich einmal sinngemäß den Satz: Ich habe festgestellt, dass es ganz in der Nähe meines Lebens ein anderes gibt, das ich auch hätte leben können. Zurückschauen lähmt den Blick ins Heute und Morgen. So wie einem Bauern, der beim Pflügen nicht nach vorn schaut, die Furchen nicht gerade gelingen können, so kann ein Leben nicht gelingen, wenn wir nur zurückblicken.
Die Bilder, die Jesus hier im Lukasevangelium benutzt, sind radikal: »Lass die Toten ihre Toten begraben«, sagt er zu dem, der seinen Vater beerdigen will, bevor er Jesus nachfolgt. Alles andere ist unwichtig, wenn du dich für mich entschieden hast: Schau nicht zurück, sonst bist du nicht geeignet für das Reich Gottes! Jetzt beginnt etwas völlig Neues.
Wir haben uns eingerichtet in unserer Kirche, in unseren Gemeinden. Radikalität ist uns dabei eher nicht nachzusagen. Das ist in Ordnung, weil wir nicht alle Rebellen sind. Wie aber gehen wir mit Veränderung um? Da kommt plötzlich ein junger Mann, atheistisch erzogen, der lässt sich taufen und will Christus konsequent nachfolgen. Über einen getauften jungen Mann oder eine junge Frau freuen wir uns. Was aber, wenn er oder sie plötzlich das Gemeindeleben aufmischen will? Die jungen Leute wollen sich engagieren, wollen neue Gottesdienstformen einführen oder haben Erwartungen, die unsere Kirchengemeinde durcheinanderwirbeln. Sind wir bereit, das Ungewöhnliche geschehen zu lassen, ja, uns vielleicht anstecken zu lassen? Oder schauen wir zurück und sagen: Ach, lass uns doch unsere Gemütlichkeit weiterleben! Nicht jeder ist für eine heilige Rebellion geschaffen. Wenn jedoch so jemand in die Gemeinde kommt, dann sollten wir an Jesu Worte denken und das Ungewöhnliche geschehen lassen.
Dietlind Steinhöfel, Prädikantin aus Weimar
Autor:Online-Redaktion |
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