Predigttext
Gottes Geist bringt Leben
Ich gebe meinen Geist in euch, damit wieder Leben in euch kommt.Hesekiel 37, Vers 14 (Gute Nachricht Bibel)
In dem kleinen, prominent gelegenen Dörfchen versuchte man schon lange, den Tourismus wieder auf die Beine zu stellen. Das war zu großen Teilen gelungen: Kleine Pensionen boten Übernachtungen mit Frühstück an. Es lief an.
Von Michael Schmudde
Nur die Kirchengemeinde führte ein Schattendasein. Unglaublich, wie gründlich es hier geschafft worden war, das kirchliche Leben fast vollständig auszurotten. Der letzte Pfarrer hatte nach seinem Eintritt in den Ruhestand noch bis vor reichlich zwanzig Jahren in dem Pfarrhaus gelebt. Das Haus stand leer. Nur ein kleiner Gemeinderaum war geblieben. Was war hier möglich? Nachdenklich kratzte sich der hinzugekommene Pfarrer am Kopf.
Zu Weihnachten hatte er es beim Einüben des Krippenspiels in jedem Jahr mit Kindern zu tun, die überhaupt keine Ahnung hatten, was sie da spielten. Aber es war bewegend zu erleben, wie neugierig sie waren, wenn er ihnen die Geschichten von Jesus erzählte. Es war fast nicht zu glauben, dass sie noch nie etwas davon gehört hatten.
An einem Ostermontag fuhr er wieder mit wenig Erwartung zum Gottesdienst. Die Gemeindeleitung erwartete allerdings, dass auch in diesem Dorf an beiden Ostertagen Gottesdienst zu sein habe. Aber was war das? Der Pfarrer traute seinen Augen nicht: Der kleine Gemeinderaum war bis zum letzten Platz besetzt. Es waren Touristen. Und sie wollten Ostern erleben. Und alle waren sie katholisch. Es wurde ein wunderbarer Gottesdienst. Wochen später erhielt der Pfarrer eine Karte, auf der sich die Besucherschar für die herzliche Offenheit bedankte.
Es entstand eine Idee: Warum nicht an diesem vielbesuchten Ort mit seiner vielbesuchten, aber lebensarmen Kirche so etwas machen wie „Kirche am Wegesrand“? Es folgten richtig schöne und persönliche Gottesdienste für Vorbeikommende. Es sprach sich herum, dass das möglich war. Es gab Trauungen, es gab Segnungen, es gab Goldhochzeiten und Familienandachten. Klar, die Gemeinde war nur für kurze Zeit Gemeinde. Doch die Feiernden brachten etwas von dem Geist Gottes wieder zurück in die kalte Granitkirche. Für die Zeit war es gut. Und Gottes Geist lässt sich nicht festlegen – weder nur auf das Neue noch nur auf das Altgewohnte. Er weht, wo er will. Und er kann Tote aufwecken.
Autor:Online-Redaktion |
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