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Wort zur Woche
Hoffnung, wenn die eigene Kraft nicht mehr reicht

Friederike F. Spengler, Regionalbischöfin der Propstei Gera-Weimar | Foto: privat
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  • Friederike F. Spengler, Regionalbischöfin der Propstei Gera-Weimar
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Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.
Jesaja 42, Vers 3 a

Da saß er nun der Frau im weißen Kittel gegenüber und hörte zu. Hörte und hörte doch nichts. Die Worte blieben seltsam schwebend in der Luft hängen und kamen nicht an bei ihm. Die Worte erreichten ihn nicht.
„… eindeutig … ungewiss im Verlauf … irreparabel … nicht heilbar … nur zu verlangsamen …“ Wortfetzen standen zwischen ihm und ihr, wie der große Tisch mitten im Sprechzimmer. „Haben Sie dazu noch Fragen?“ Die Stimme der Ärztin klang freundlich und warm. Dennoch wusste er in diesem Augenblick nichts damit anzufangen. Er schüttelte nur den Kopf. Was sollte er denn fragen?
Als man ihn vor drei Wochen hier eingewiesen hatte, war alles so hoffnungsfroh offen gewesen. Mit einem neuen Medikament, gut eingestellt, wäre er wieder ganz der Alte. Sie hatte ihn damals gefragt, wie er selbst seine Situation einschätze. Da war seine Stimme noch fest gewesen: „Ach wissen Sie“, hatte er gesagt, „mein Glaube wird mir helfen. Ich weiß, dass Gott auch hier wohnt.“
Heute war alles anders. Die Diagnose stand wie undurchdringbares Dickicht vor ihm. Dumpf wabernd versperrte sie ihm die Sicht. Ein Häufchen Elend, so fühlte er sich selbst.
Jetzt sprach wieder die Ärztin: „ … ein neues Präparat … viele Nebenwirkungen … Aussichten gering … höchstens bei Einem von Fünfen erfolgreich …“ Wie Watte klingen ihre Worte. Er schloss die Augen. Konnte und wollte nichts mehr hören.
Da griff die Hand des Sohnes neben ihm nach seiner: „Und du wirst der Eine sein!“ Noch klemmte der Satz irgendwo zwischen Himmel und Erde fest. Wie ein glimmender Docht, wie eine winzige Spur Licht aus der Ferne. Mehr Ahnen als Wis-sen. „Mein Gott“, murmelte er schwach. Glimmende Hoff-nung.
Manchmal muss das zum Leben reichen. Wird nicht abgebrochen, wird nicht ausgelöscht. Wird reichen.

Friederike F. Spengler, Regionalbischöfin der Propstei Gera-Weimar

Friederike F. Spengler, Regionalbischöfin der Propstei Gera-Weimar | Foto: privat
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