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Predigttext
Hoffnungsträger

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Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen. Johannes 12,12 und 13,1


Nachvollziehbar, dass damals in Jerusalem die Menschen massenweise auf die Straße gegangen und dem Mann auf dem Esel entgegengelaufen sind. Den toten Lazarus hat er auferweckt, Kranke geheilt, Sündern einen Neuanfang geschenkt und eindrücklich über das Reich Gottes gepredigt. Sein guter Ruf eilt ihm voraus.

Von Christine Lässig

„Hosianna, gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Das muss der Messias sein, der lang erwartete Hoffnungsträger der Juden, der als König von Israel sein Volk von den römischen Besatzern befreien und eine Zukunft voller Frieden und Gerechtigkeit heraufführen wird. Auf eine Zeitenwende zum Guten hofft die Menschenmenge. Religiöse Begeisterung mischt sich mit Neugier und Sensationslust. „Alle Welt läuft ihm nach“, konstatieren die Pharisäer.

Doch schon nach wenigen Tagen hat sich die öffentliche Meinung gedreht: Man scheint sich geirrt zu haben und ist bitter enttäuscht. „Kreuzige ihn!“ statt Hosianna und Palmenzweige. Der Hoffnungsträger hat sich gefangen nehmen, verspotten und schlagen lassen. Jetzt geht es ihm ans Leben. Aus der Traum vom starken Mann, der vollmächtig für sie alle handelt. Der Leidensweg Jesu passt nicht ins Bild, das man sich vom Messias gemacht hat. Das Passahfest scheint wieder einmal nur ein historischer Gedenktag an die Zeitenwende beim Auszug aus Ägypten zu werden, kein aktueller Neuanfang auf der ganzen Linie.

Dass nicht alle so gedacht haben, zeigt die Tatsache, dass der Mann auf dem Esel für unzählige Menschen auf der Welt bis heute ein Hoffnungsträger geblieben ist. Durch die Jahrtausende hat es immer wieder Frauen und Männer gegeben, die versucht haben, diesem König zu folgen und ihr Leben nach seinem Beispiel auszurichten. Wo es gelingt, wird ein Stück vom Friedensreich Gottes sichtbar mitten in unserer Welt. Da haben Egoismus, Geldgier, Machtstreben und Menschenverachtung keinen Platz. Da ist Nächstenliebe angesagt und die Bereitschaft, für christliche Werte einzustehen. Wer sich vorstellt, dass nur einer die Sache in die Hand nehmen müsste, Ordnung schaffen und alle Probleme lösen, wird ebenso enttäuscht werden wie die Mitläufer in Jerusalem. Wir alle sind gefragt.

Die Autorin ist Pfarrerin i.R. und wohnt in Weimar.

Christine Lässig | Foto: Harald Krille
Autor:

Online-Redaktion

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