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Predigttext zum Sonntag
Nur vollständig ist gut

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Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.
Lukas 15, Vers 6

 Suse, liebe Suse, was raschelt im Stroh?“ – In Engelbert Humperdincks Märchenoper singen und tanzen Hänsel und Gretel. Sie lassen die Arbeit Arbeit sein. Als die Mutter nach Hause kommt, eskaliert die Situation: Der Ärger über die nicht gestopften Socken und die nicht gebundenen Besen ist groß. Im Streit bricht der Topf mit der Milch für das Abendbrot entzwei. Die Mutter schickt die Kinder in den Wald. Beeren sollen sie suchen. Wenn der Vater heimkommt, soll zumindest etwas auf dem Tisch stehen. Die Eltern merken schnell, dass das Wegschicken die falsche Entscheidung war. Sie eilen den Kindern hinterher.

Die Situation ist uns nah. Wir kennen solches Reden: „Hau’ doch endlich ab!“ Oder: „Ich will nicht mehr. Das war’s!“ Der Predigttext für diesen Sonntag spricht dagegen vom Nachgehen. Gott geht es um Gemeinschaft. Alle sind wichtig.

Der Text ist Teil einer Rede Jesu über das Verlorene. Der Hirte findet das vermisste Schaf. Eine Frau findet die verlorene Münze. Ein Sohn findet zurück zu Vater und Bruder. Fehlen signalisiert Unvollständigkeit. Wegsein, Abgrenzung und Ausschluss werden nicht akzeptiert. Zur Zeit von Lukas bedeutet der Schritt von 99 auf 100 das Eintreten ins Gute. Findet man das eine Verlorene wieder, wird es für das Ganze gut. So ist 100 auch die Zahl des Jubels und der Freude. Der Hirte kehrt mit seiner vollständigen Herde nach Hause zurück. Gemeinsam wird gefeiert.

Bezogen auf unser Leben heute bedeutet das: Wir brauchen einander. Denn wir verlieren nicht nur andere, wenn wir ausgrenzen und wegschicken. Wir verlieren dadurch auch Teile von uns selbst. Und wir brauchen die Hände Gottes. Wo sonst finden wir Halt in den Bewegungen des Lebens? Ohne die Verwaltung der „vagen Dinge“, so der Soziologe Peter Fuchs, geht es nicht.
Die Figur des Hirten ist das Bild für Gott. Er ist der, dessen Fürsorge uns umfängt, ganz gleich, was wir im Leben tun oder lassen. Gott geht es um Gemeinschaft. Alle sind wichtig.
Engelbert Humperdincks Märchenoper endet im Wald. Die liegen gebliebene Hausarbeit, die Angst: all das ist vergessen. Es gibt nur noch Freude über die wiedergefundenen und geretteten Kinder – nicht nur über die eigenen, sondern über alle. 

Antje Pech, Superintendentin des Kirchenbezirks Löbau-Zittau

Antje Pech, Superintendentin des Kirchenbezirks Löbau-Zittau  | Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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