Predigttext
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Wie, du, ein Jude, erbittet etwas zu trinken von mir, einer samaritanischen Frau?Johannes 4, Vers 9

Empörung liegt und der Luft. Entsetzen und Unverständnis. Alte Geschichten drängen sich in die Erinnerung, und das Hören-Sagen wird laut im Inneren.

Das Misstrauen, das vor jedem ersten Wort steht und Beziehungen unmöglich macht. „Du bist doch die“ und „Du gehörst doch zu denen“. Pfarrerskinder kennen das und Lehrerkinder auch. Du kennst das, weil du jemandes Kind bist oder warst, weil deine Familie einen Ruf hatte oder nicht, weil du schon immer da oder zugezogen bist.

Am Brunnen in Samarien treffen zwei aufeinander, die nicht zusammengehören: Jesus, der Jude, und die namenlose Samariterin. Was die Juden und die Samariter trennt, ist die Auslegung ihres Glaubens. Ist die Frage nach heiligen Schriften und heiligen Orten. Jesus und die Frau kennen sich nicht, und doch braucht es nur einen Satz, und sie wissen um ihre Unvereinbarkeit.

„Gib mir etwas zu trinken.“ (Johannes 4, Vers 7b) – etwas Existenzielles führt sie zusammen. Der Durst wird zum Schnittpunkt. Ob Jesus sich nicht traut, selbst das Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen? Ob er kein Gefäß bei sich trägt? Oder ob er – wie so oft – die Gelegenheit nutzt, um Grenzen zu brechen? Wir können es nur vermuten.

Fakt ist: Das Grundbedürfnis nach Wasser bringt die Unvereinbaren zusammen. Und aus der Samariterin und dem Juden werden zwei Individuen mit Bedürfnissen, mit Fragen, mit Neugier. Wird ein "Ich" und ein "Du", die Gemeinschaft suchen und Kontakt und ein Gegenüber. Und der Wunsch nach Wasser bekommt eine neue Perspektive.

Der Bittende wird zum Gebenden, und ein Gespräch entwickelt sich, dass die Sehnsucht nach Leben, nach Heil und Fülle in Worte bringt. Und plötzlich wird aus der, der gerade noch die Empörung ins Gesicht geschrieben stand, eine Hörende. Eine, die sich anrühren lässt.

An aller erster Stelle sind wir Menschen. Ein "Ich" mit Geschichte und Narben. Mit Familie und Sehnsucht. Wir sind nicht „die“ und gehören auch nicht einfach nur zu „denen“. Wir sind neugierig und suchend, und an manchen Tagen spüren wir, dass der Durst nach Leben groß ist und es mehr als nur Wasser braucht, um ihn zu stillen. Dass es ein DU braucht und ein ICH und Menschen, die Grenzen überwinden und Sehnsüchte teilen. 

Die Autorin ist Pfarrerin in Dorndorf (Rhön).

Franziska Freiberg, Pfarrerin in Dorndorf (Rhön) | Foto: F. Freiberg
Autor:

Online-Redaktion

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