Predigttext
Sehen, hören, handeln
Geht und berichtet , was ihr hört und seht. Matthäus 11, Vers 4 (Einheitsübersetzung)
Von Simone Carstens-Kant
Bilder springen mir in die Augen: Zwölf Säuglinge liegen nebeneinander. In grünes OP-Leinen gewickelt. Säuglinge in einem palästinensischen Krankenhaus, die kaum noch versorgt werden können.
Ein zweites Bild: Die Galerie von Israelis aller Altersgruppen, fotografiert in Zeiten ohne Sorge. Nun sind sie in Geiselhaft. Ungewiss, wann auch die letzten von ihnen zu ihren Familien zurückkehren werden.
Johannes sitzt im Gefängnis. Er schickt seine Jünger zu Jesus. Er schickt sie mit seinen Fragen. Von den Antworten erhofft er sich Trost und Zuversicht hinter seinen Gefängnismauern. Die Jünger des Johannes ziehen los. Auch sie wissen keine Antwort. Sonst hätten sie sich die Mühe des Weges vielleicht erspart. Sie sind unsicher geworden. War es nicht Johannes, dem sie gefolgt sind voller Hoffnung auf Erlösung? Was sich um sie herum zuträgt, quält sie. Auch sie sind auf der Suche nach Antworten. Nach Hilfe.
Da sind Kriege, die kein Ende finden, nur immer mehr zivile Opfer fordern. Da ist die Politikverdrossenheit ihrer Mitmenschen. Selbst gute Freunde wenden sich der Partei zu, die Mitmenschlichkeit und Empathie verhöhnt. Da ist die Schöpfung, deren kaum zu überhörendes Seufzen ignoriert wird.
Hilflos stehen sie all dem gegenüber. Vielleicht weiß dieser Jesus Rat. Vielleicht gibt er ihnen klare Worte. Nicht wie ein schwankendes Rohr im Wind, das sich dem Mainstream beugt. Nicht wie die Mächtigen, die vom Elend der Ohnmächtigen nichts wissen wollen.
Ich lese von einer Freundin: Sie macht Nachrichtenpause, wenn sie es nicht mehr ertragen kann. Ich verstehe sie. Sie schaut dennoch nach dem, was sich zwischen die Unheilsnachrichten mischt: Ärzte, die ohne Grenzen in Krisengebiete gehen, um zu helfen. Jugendliche, die uns Älteren vormachen, wie unsere Erde noch zu retten ist. Mitmenschen, die sich bei der Wahl entgegen den dunklen Prognosen für Mitmenschlichkeit entscheiden.
Jesus gibt den Jüngern des Johannes Antworten. Nicht als Mahnpredigt. Nicht durch ein Wunder. Sondern mit der Aufforderung: Seht und hört! Seht, wie Menschen sich um Verständigung bemühen. Wie sie nicht den Feind sehen wollen, sondern den Menschen. Entdeckt, wo mitten im Krieg Frieden entsteht. Hört und seht. Berichtet. Und tut!
Autor:Online-Redaktion |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.