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Wort zur Woche
Theologiekurs beim Tätowierer

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Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.
2. Korinther 5, Vers 10a


Sind Sie eine selbstbewusste Person, die nicht auf die Bewertungen und Kritik anderer achtet, um Ihre Ziele zu erreichen? Dann ist ein Tattoo mit dieser Aufschrift genau das Richtige für Sie.“

Von Gregor Heidbrink

So wird er beworben, der verschnörkelte Schriftzug: „Only God can judge me“ (Bloß Gott kann mich richten). Besonderer Beliebtheit erfreut sich die Redewendung in der Hip-Hop-Szene. Eine schnelle Bildrecherche zeigt, wie variantenreich der Slogan zu Körperkunst wird. Wobei: Der fromme Vorsatz, keinen anderen Richter zu akzeptieren, würde zivilrechtliche Schritte gegen den Tätowierer nicht immer ausschließen, manchmal sogar erfordern. Doch spricht ja nicht der Tätowierer, sondern er legt den Satz seinem Kunden in den Mund; legt ihn nieder auf dessen Extremitäten.

Dort fungiert es als Statement zur Selbstbestätigung für einen bestimmten Lebensstil: Du bist nicht länger bereit, dich einem dir fremden Gesetz zu unterwerfen oder dein Leben in der Schablone zufällig vorgefundener gesellschaftlicher Konventionen zu führen. Du lässt dein Selbstbild nicht davon bestimmen, dass andere auf dich herabsehen, weil du ihren Erwartungen nicht entsprichst. Und du brauchst diese Tätowierung, damit sie dich daran erinnert, denn in Wirklichkeit ist es kompliziert.

Ich persönlich finde aus naheliegenden Gründen keinen Zugang zur Hip-Hop-Szene. Mein unangenehmster Kontakt mit dem Staat war eine Radarfalle. Mir fehlt das familiäre Einwanderertrauma und die ständige Diskriminierungserfahrung in Deutschland nach Generationen immer noch nicht dazuzugehören. Aber ich staune durchaus, was sich lernen lässt: Only God can judge me.

Das Jüngste Gericht eben nicht als schwarze Pädagogik, sondern als ein Empowerment, eine Ermächtigung! Dass ich fremd werde auf der Welt, um ein Himmelsleben zu führen. Ohne die Frage, was aus den anderen wird, wenn es so weit ist. Aber voll Sehnsucht, gesehen und angenommen zu werden, mit Stärke und Kraft aus dem Bewusstsein, dass einmal alles vor Gott offenbar wird.

Der Autor ist Superintendent des KIrchenkreises Apolda -Buttstädt. 

Gregor Heidbrink | Foto: G. Heidbrink
Autor:

Online-Redaktion

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