Fastenzeit
Vom "Schweinehund" verabschieden

Foto: pixabay.de

Die Krähen sind wieder da. Das neue Jahr ist erst wenige Wochen alt, als die großen schwarzen Vögel vermehrt zusammenkommen, um ihre Nester vom vergangenen Jahr für die kommende Brutsaison zu reparieren und aufzustocken.

Von Jeffrey Myers

Während die stattlichen, schwarzmetallic gefiederten Vögel als gesellig und treu, erfinderisch und intelligent gelten, können sie auch böse sein, sprich: extrem nachtragend. Forscher haben festgesellt, dass Krähen wohl in der Lage sind, sich einzelne menschliche Gesichter zu merken – und vermeintlichen Feinden gegenüber jahrelang einen Groll zu hegen. Ferner können die sehr nachtragenden Vögel ihren Zorn an nachfolgende Generationen weitergeben.

Auch wir Menschen besitzen ein hohes Potenzial, wenn es darum geht, nachtragend zu sein. Nicht nur der neue US-Präsident lässt Ressentiments in die Politik der ersten Wochen seiner Amtszeit einfließen. Jeder Mensch kennt die Versuchung, Ressentiments zu hegen und in Verbitterung zu versinken. Doch die Bibel warnt vor solcher zerstörerischen Macht: „Verbitterung bringt den Toren um“ (Hiob 5,2).

Mehr noch: Wer nachtragend ist – und das Wort selbst deutet es ja bereits an –, hat einiges mitzuschleppen. Freilich kommt man unter dem Gewicht von Ressentiments nur langsam und mühsam voran. Wer aber mit der Vergangenheit aufräumt, der oder die bekommt den Kopf und die Hände frei.


"Wer aber mit der Vergangenheit aufräumt, der oder die bekommt den Kopf und die Hände frei"

Hilfreich dabei ist nicht nur das ehrliche Anerkennen von und die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen von Wut und Rache, sondern auch ein Perspektivenwechsel: Man versucht, den vermeintlichen „Feind“ zu verstehen und ihm Mitgefühl und Wertschätzung entgegenzubringen. Und wenn man auf Böses mit Gutem antwortet, beginnt die Verbitterung zu schmelzen. Die Wochen der Passionszeit bieten eine wunderbare Gelegenheit, sich von dem inneren Schweinehund, der sich manchmal als nachtragende Krähe entpuppt, zu verabschieden. Das Gift der aufgestauten Ressentiments zu entsorgen, wird sich als wohltuend für Leib und Seele zeigen. Man übt sich in Vergebung und im Loslassen, und freut sich an der neu gewonnenen Freiheit und tiefen Ruhe, die den Blutdruck senken und dem Geist Flügel verleihen. Man entscheidet sich schließlich, von Liebe getragen zu werden statt nachtragend durchs Leben zu gehen.

„Weg also mit aller Verbitterung“ (Epheser 4,31), ermahnt der Apostel Paulus. Denn sie macht auf Dauer krank und einsam und bringt uns immer weiter vom Ziel. So mögen wir uns von allen Ressentiments verabschieden – mit dem Aschermittwoch beginnend, wohlwissend, dass der Weg Richtung Ostern viel besser mit leichtem Gepäck zu laufen ist. Dabei werden wir unterwegs feststellen: Ohne Ressentiments entsteht Raum für Neues, dazu reichlich Platz, der nun mit überschwänglicher Freude und einer unerschütterlichen Hoffnung gefüllt werden kann.

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Online-Redaktion

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