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Predigttext
Wandelbarer Gott

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So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr: Dies Sprichwort soll nicht mehr unter euch umgehen in Israel.Hesekiel 18, Vers 3

Das Gottesbild der Bibel ist ein Bild des Wandels. Vor allem im Alten Testament ist die Entwicklung des jüdischen/christlichen Glaubens zu beobachten. Kein ewig gleicher Gott, sondern veränderte Wahrnehmung je nach Entstehungszeit des Textes.

Von Jennifer Scherf

Ein Beispiel: Ist Gott in so manchen biblischen Worten noch der höchste Gott („Gott steht in der Gottesgemeinde und ist Richter unter den Göttern.“ vgl. Psalm 82, Vers 1), so ist im Verlauf des Alten Testaments die Entwicklung hin zum Monotheismus zu bestaunen. Irgendwann wird aus dem höchsten Gott der einzige Gott. Ein zentraler Punkt unseres Glaubens ist also in seiner Entstehung biblisch zu beobachten und gerade kein unangefochtenes ewiges Faktum. Der Mensch lernt(e) erst Gotteserkenntnis.

Der Predigttext von heute beinhaltet ebenso eine Veränderung des Glaubens. Die alttestamentlichen Texte sind zunächst sehr durchdrungen von der Vorstellung, dass Gott Sünde wie auch Gnade über die Generationen vergilt. Eine Sippenhaft könnte man sagen. Die Väter (und Mütter) schaffen Heil oder Unheil für ihre Nachkommen („Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, …“ vgl. 2. Mose 20, Vers 5).

Der Prophet Ezechiel räumt mit dieser Vorstellung auf. Bei ihm löst sich die Kollektivschuld zu einer Individualschuld auf. Das alte Sprichwort gilt nicht mehr. Alle sind selbst verantwortlich für ihr Verhalten und für seine Gottesbeziehung. Ein klarer Widerspruch zu der sonst vorherrschenden Gottesvorstellung der damaligen Zeit.

Ich finde es immer wieder spannend, diese Fäden in der Bibel zu suchen: Den Wandel der Gotteserkenntnis. Den Wandel des Gottesbildes. Es hat schon seinen Grund, dass wir eigentlich gar kein Bild von Gott haben sollen. Er ist nicht festzuhalten. Nicht in Bildern. Nicht in Worten und auch nicht in einem Buch wie der Bibel. Gottes Wirklichkeit und seine Beziehung zu uns ist wandelbar und vor allem nur ganz individuell erfahrbar. Bis heute teilt er sich mit. Bis heute dürfen wir festgefahrene Sichtweisen und Sicherheiten ablegen. Mein Glaube darf sich verändern. Wachsen. Mit mir. In mir. Mit Gott.

Jennifer Scherf, Pfarrerin der "OnlineKirche" der EKM | Foto: Christina Groß
Autor:

Online-Redaktion

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