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300. Geburtstag eines Philosophen
Was Kant glaubte

Büste Immanuel Kants im Jüdischen Museum Berlin | Foto: epd-bild/Jürgen Blume
  • Büste Immanuel Kants im Jüdischen Museum Berlin
  • Foto: epd-bild/Jürgen Blume
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Immanuel Kant hätte auch Theologie studieren können. Seine Eltern waren Pietisten; seine Mutter nahm ihn oft zur Bibelstunde mit.

Von Karsten Huhn

Im Alter von acht Jahren wurde Kant in Königsberg (Ostpreußen) am Collegium Fridericianum angenommen. Das Gymnasium war eine pietistische Privatschule nach dem Vorbild des Frankeschen Waisenhauses in Halle. Kant lernte das Alte und das Neue Testament kennen, lernte Luthers Kleinen Katechismus auswendig und paukte die „Ordnung des Heils in Tabellen“ – ein Buch, das für Studenten „den ersten Grund zur Theologie“ legen sollte.

Mit 16 Jahren wurde Kant an der Universität Königsberg angenommen und widmete sich der Philosophie. In seinen Schriften setzte er sich immer wieder mit theologischen Fragen auseinander. In seinem ersten großen Hauptwerk, der „Kritik der reinen Vernunft“, zeigte Kant, dass man die Existenz Gottes nicht beweisen kann.

In der Schrift „Über das Misslingen aller philosophischen Versuche in der Theodizee“ erklärte Kant die Frage, warum es Leid in der Welt gibt, für unlösbar. Und in seiner „Kritik der praktischen Vernunft“ bezeichnete er die Existenz Gottes als ein „Postulat der reinen praktischen Vernunft“ – also als eine nicht beweisbare, aber notwendige Annahme.

In seinen Veröffentlichungen schuf Kant eine moralische Vernunftreligion, die nicht erst durch göttliche Offenbarung entsteht, sondern sich dem Menschen durch eigenständiges Denken erschließt. In kürzester Form bringt dies Kant in seinem „Kategorischem Imperativ“ auf den Punkt: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.“

Dieser Befehl kommt ebenso wie Kants zweite große Forderung ohne Gott aus: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Kant erklärt damit den Menschen zum eigenen Gesetzgeber; er benötigt dafür weder Vorgaben durch den Staat noch durch andere Autoritäten oder durch göttliche Gebote.

War Kant Atheist? Darüber streiten die Kant-Forscher. Der Philosophieprofessor Manfred Kühn schreibt: „Jedem, der Kant persönlich kannte, war klar, dass ihm der Glaube an einen persönlichen Gott fremd war. Gott und Unsterblichkeit hatte er zwar postuliert, glaubte aber selbst an keines von beiden.“

Zu einem anderen Schluss kommt der Philosophieprofessor Marcus Willaschek. Zwar sei Kant „kein unkritischer Anhänger einer traditionellen christlichen Gottesvorstellung“ gewesen, aber zu Kants Gottesverständnis hätten „Persönlichkeit, Allgüte und Allwissen“ unbedingt hinzugehört: „Dass Kant die Existenz eines solchen Gottes bestritten hat, ist weder durch seine Schriften noch durch Zeugnisse seiner Freunde, Kollegen und Schüler belegt. Ganz im Gegenteil behauptet Kant immer wieder, dass es moralisch notwendig sei, an einen allgütigen, allwissenden und allmächtigen Gott zu glauben.“

 (idea)

Weiterer Beitrag: 

Wie Kant die „Wiedergeburt“ deutete
Autor:

Online-Redaktion

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