Predigttext zum Sonntag
Wieder neu positionieren
Und Jakob tat ein Gelübde und sprach: Wird Gott mit mir sein und mich behüten auf dem Wege, den ich reise, … so soll der Herr mein Gott sein.
1. Mose 28 Vers 21
Diesem kleinen Abschnitt kann man eigentlich nur gerecht werden, wenn man ihn im Zusammenhang der ganzen Geschichte Jakobs liest. Die reicht im ersten Mosebuch von Kapitel 25 bis 33 und dreht sich um eine Verhältnisbestimmung, nämlich zwischen Jakob – der am Ende Israel heißen wird – und Gott. Oder besser andersherum.
Es ist keine glatte Geschichte von Ursache und Wirkung. Vielmehr ist es eine Geschichte voller Irrungen und Wirrungen. Sie zeigt auf, wie unzulänglich der in Aussicht genommene Partner Gottes ist. Wie er boshaft und egoistisch handelt. Wie aus Streit zwischen Brüdern Todfeindschaft wird. Wie das Leben dennoch Perspektiven gewinnt und Jakob diese auch selber zu ergreifen sucht.
In dieser Geschichte bleibt keiner so, wie er am Anfang auftritt: Jakob nicht, auch Esau nicht, und Gott auch nicht. Auch Gott verändert sich und ermöglicht Jakob, sich zu verändern. Es ist faszinierend, wie Gott Schritt für Schritt mit Jakob mitgeht. Mal an seiner Seite, mal in großer Distanz, mal als Feind in dunkler Nähe, mal wie ein Schatten hinter dem fremden Bruder. Und eben auch mal an der obersten Spitze der Himmelsleiter. Oder doch ganz unten, an ihrem irdischen Fuß? Es geht in dieser Verhältnisbestimmung auch darum, wie sich Jakob positioniert. Nicht ein für alle Mal, sondern immer wieder neu. Und zwar Gott gegenüber. Nur weniges bleibt, wie es einmal war. Der Anfang vielleicht, der dem Jakob zum Ziel wird. Aber der Weg dahin führt weder einfach zurück noch ist er als geheimer Plan irgendwo angelegt.
Die Jakobsgeschichte hat etwas lebendig Realistisches, indem sie vom Veränderlichen erzählt, dem Gott nicht fern und unbewegt gegenübersteht. Sondern Gott begibt sich in diese Veränderungen hinein, lässt sich sozusagen hineinziehen und geht im Geschehen auf eine Weise mit, die erkennen lässt, dass sein Anteil daran nicht unterschlagen werden darf.
Am Ende steht der mühsam errungene Frieden zwischen den brüderlichen Todfeinden. Jakobs Anteil daran ist unübersehbar, doch wer die Geschichte gelesen hat, kann das Mitwirken Gottes nicht mehr übersehen. Israel hat es begriffen.
Autor:Online-Redaktion |
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