Wort zur Woche
Wir stehen das gemeinsam durch
Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.
Lukas 18, Vers 31
Wir stehen das gemeinsam durch.“ So habe ich es der älteren Dame beim Trauergespräch versprochen. Nun halte ich ihr meinen Arm hin und wir treten gemeinsam an das offene Grab ihrer Tochter. Den Schmerz und die Verzweiflung kann ich ihr nicht nehmen. Auch die Frage, warum sie vor ihr sterben musste, kann ich ihr nicht beantworten. Ich kann nur eins tun: Da sein. Mit ihr an das Grab treten, wie sie auf den Sarg schauen und mit ihr das Gefühl der Ohnmacht aushalten.
„Wir gehen hinauf nach Jerusalem.“ Eine klare Anweisung Jesu an seine Jünger. Er wird diesen Weg ans Kreuz nicht allein gehen, sondern er verlangt ihnen ab, ihn dorthin zu begleiten. Was sie in Jerusalem erwartet, können die Jünger nur erahnen. Vielleicht wissen sie aus den Schriften, dass der Gottesknecht geschlagen und misshandelt wird, dass er sterben und wieder auferstehen wird. Doch warum er? Für die Jünger scheint unbegreiflich, warum ausgerechnet Jesus diesen Weg auf sich nimmt. Doch auch wenn sie es nicht verstehen, sie lassen ihn nicht allein.
Auch wir machen uns in der Passionszeit mit Jesus und den Jüngern auf den Weg nach Jerusalem. Wir kommen seiner Aufforderung nach, bedenken die einzelnen Stationen seines Leidens. Wir spüren gemeinsam mit ihm das Leid und die Ohnmacht in unserer Welt. Und auf einmal gehen nicht mehr wir mit ihm, sondern er mit uns. „Wir stehen das gemeinsam durch.“
So habe nicht nur ich es der älteren Dame versprochen, sondern so hat es ihr vor allem Jesus versprochen. Und während ich dann doch irgendwann von der Seite der trauernden Mutter weichen muss, weiß ich, dass er dableiben wird. Dass er bei ihr sein wird, wenn die Tränen unaufhaltsam über ihre Wangen strömen. Wenn sie nachts wach liegt und sich immer wieder die eine Frage stellt – aber auch wenn sie sich Bilder von früher anschaut und sich dankbar an die vielen glücklichen Momente erinnert.
Pfarrerin Christin Drexel, Pfarrbereich Niederroßla
Autor:Online-Redaktion |
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