Kirchenkreis Weimar
Auf Veränderungen reagieren

- Engagiert für die Tafel: Zarah Nadem hilft ehrenamtlich bei der Lebensmittelsortierung.
- Foto: Doris Weilandt
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Rund 60 Prozent der Tafeln in Deutschland müssen derzeit die Ausgabe von Lebensmitteln reduzieren. Ein Drittel versuche, mit temporären Aufnahmestopps oder Wartelisten zu arbeiten, sagte Andreas Steppuhn, Vorsitzender des Tafel-Dachverbandes.
Von Doris Weilandt
Andere rationierten die Lebensmittel. Hintergrund für diese Maßnahmen sei die deutlich gestiegene Zahl an Bedürftigen, so Steppuhn: «Seit dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine verzeichnen die Tafeln im bundesweiten Durchschnitt 50 Prozent mehr Kundinnen und Kunden.» Sie unterstützten aktuell etwa 1,6 Millionen Armutsbetroffene. Die Lebenshaltungskosten in Deutschland seien gestiegen, Renten und Löhne aber nicht in gleichem Maß.
Bei der Weimarer Tafel zeigt sich ein ähnliches und doch leicht anderes Bild. Die langjährigen Beziehungen zu Supermärkten in Weimar sind der Garant für die Kontinuität des Angebotes. Mit zwei Autos werden täglich Lebensmittel abgeholt und in die Georg-Haar-Straße gefahren. Unter der Leitung von Vorarbeiterin Gabriele Heintze sortieren zumeist ehrenamtliche Helfer die Waren, die besonders zum Jahresende reichlich gespendet wurden.
Doch auch hier kämpft man mit Herausforderungen: Derzeit versorgt die Weimarer Tafel über 1000 Erwachsene und 500 Kinder. Damit es zu keinen Benachteiligungen kommt, wurde vor ein paar Monaten das System auf Kisten umgestellt, die vorher mit verschiedensten Produkten sowie Obst und Gemüse gepackt werden. „Wir haben immer geschaut, wie wir auf Veränderungen strukturell reagieren können“, erklärt Bettina Schmidt, Geschäftsführerin der Diakonie Landgut Holzdorf. Weltweite Krisen machen sich durch die Flüchtlingsströme bei der Tafel bemerkbar. Doch unabhängig davon werden jede Woche neue Gäste aufgenommen. Voraussetzung ist der Weimarpass, mit dem die Nutzer auch an vielen kulturellen Angeboten teilhaben können.
Die Tafel in der Klassikerstadt aber ist mehr als eine Lebensmittelausgabe. Sie gehört wie die Kleiderkammer, das Sozialkaufhaus, die Fahrradwerkstatt, das Sozialcafé und die Spielzeuggarage zu dem von der Diakonie Landgut Holzdorf betriebenen Sozialkontor „Johannes Falk“. Anlässlich des 200. Geburtstages des Namensgebers, der als Begründer der Jugendsozialarbeit gilt, wurde das Projekt „Tafel plus“ ins Leben gerufen.
Durch die Kooperation mit vielen Weimarer Einrichtungen, darunter das Deutsche Nationaltheater, die Kirchengemeinde und die Bauhaus-Universität, sollen benachteiligte Kinder eine Perspektive bekommen. „Wir haben gemerkt, dass wir Fachkräfte für die Anleitung und Koordination brauchen“, so Schmidt. Die fest eingestellte Sozialpädagogin Ulrike Scheller hat ein gut funktionierendes Netzwerk aufgebaut, über das abwechslungsreiche Programme und auch Nachhilfe angeboten werden.
Das Gelände der Weimarer Tafel bietet genügend Platz für die weiteren Bereiche des Sozialkontors. Sowohl Kleiderkammer als auch Sozialkaufhaus, die auch von Ehrenamtlichen unterhalten werden, sind gut bestückt. Dort kann jeder für einen geringen Preis einkaufen. Teamleiter Marco Modrow berichtet, dass die Angebote auch von Studierenden genutzt werden. Die Spenden kommen zumeist von Privatpersonen, seltener von Kaufhäusern. Dringend aber suche man Ehrenamtliche, die sich an der gut ausgerüsteten Fahrradwerkstatt beteiligen.
(mit epd)
Autor:Online-Redaktion |
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