Mehreinnahmen aus Kirchensteuer für Tafeln
Heißer Herbst, Wärmewinter
Jeder fünfte Einwohner in Thüringen und Sachsen-Anhalt lebt in Armut oder davon bedroht. Steigende Energie- und Lebensmittelpreise tragen dazu bei, dass zunehmend mehr Menschen mit kleinen Einkommen die Hilfe von Tafeln oder Sozialkaufhäusern benötigen.
Von André Poppowitsch
Unterstützung wollen die EKM und die Diakonie Mitteldeutschland geben. Die kirchensteuerpflichtige Energiepreispauschale von 300 Euro zur Entlastung für Erwerbstätige beschert der EKM Mehreinnahmen in Höhe von 1,23 Millionen Euro. Für Christian Fuhrmann, Leiter des Dezernates Bildung und Gemeinde, steht fest: "Als Kirche wollen wir an der aktuellen Krise nicht verdienen und geben die Mehreinnahmen eins zu eins an Bedürftige weiter."
Vier Bereichen sollen die unerwarteten Steuereinnahmen zugute kommen: Tafeln oder Bahnhofsmissionen können Unterstützung für gestiegenene Energiekosten oder zum Kauf von Lebensmitteln beantragen. Familien in Not erhalten finanzielle Hilfen, beispielsweise über Kreisdiakoniestellen. "Wärmewinter-Aktionen" sollen ebenso unterstützt werden wie die Umstellung auf regenerative Energieversorgung bei Tafeln oder Wärmestuben.
Dafür ist Marco Modrow, Leiter der Weimarer Tafel, dankbar: "Für unsere Kühltechnik haben wir vor der Energiekrise 8000 Euro im Jahr für Strom gezahlt. Was hier auf uns zukommt, können wir noch nicht abschätzen." Der Preis des Kraftstoffs für die Tafel-Transporter habe sich bereits verdoppelt. Etwa 3000 Menschen nutzen derzeit das Tafel-Angebot. "Jedoch erwarten wir im Winter steigende Zahlen an Kunden."
Melanie Menzel, gelernte Verkäuferin, arbeitet ehrenamtlich in der Kleiderkammer und nutzt als Kundin die Lebensmittelausgabe für sich und ihr Kind. Krankheitsbedingt musste sie längere Zeit zu Hause bleiben. "Ich musste aber raus und unter Menschen sein", sagt sie und ist stolz auf ihr Engagement im Sozialkontor Johannes Falk.
Nach Aussage von Superintendent Henrich Herbst überlege man im Kirchenkreis Weimar, welche kirchlichen Räume im Winter als "Wärmestuben" genutzt werden und wie man auf Notlagen reagieren könnte. Diakonie-Chef Christoph Stolte sprach sich für eine niederschwellige Bürokratie aus. Die Mittel sollten zeitnah und unkompliziert angewiesen werden: "Es kann nicht sein, dass beispielsweise Wohngeld, im Herbst beantragt, erst im Sommer ausgezahlt wird."
Landesbischof Friedrich Kramer sagte beim Besuch der Tafel in Burg im Kirchenkreis Elbe-Fläming: "Wir wollen nichts an der Preisexplosion verdienen." Neben den zusätzlichen Steuereinnahmen gebe es die Spendenaktion "#waermewinter", sodass sich die Summe für das Projekt "Hilfe vor Ort" nochmals erhöhen kann.
(mit epd)
Autor:Online-Redaktion |
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