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Radiogottesdienst: Vorbereitungen in Buttelstedt
Im Gespräch mit dem Teufel

Glas des Anstoßes: Die Figuren auf den Buttelstedter Kirchenfenstern entsprechen dem Menschenbild des Nationalsozialismus. Wie Bilder unsere Vorstellungen beeinflussen, thematisiert der Gottesdienst. | Foto:  Angelika  Reiser-Fischer
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  • Glas des Anstoßes: Die Figuren auf den Buttelstedter Kirchenfenstern entsprechen dem Menschenbild des Nationalsozialismus. Wie Bilder unsere Vorstellungen beeinflussen, thematisiert der Gottesdienst.
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Eine stattliche Stadtkirche im Zentrum von Buttelstedt, nur wenige Kilometer vom Ettersberg entfernt, im Kirchenkreis Apolda-Buttstädt: St. Nikolaus und Stephanus. Die berühmten Komponisten Johann Ludwig Krebs und Johann Friedrich Fasch waren hier einst über das Taufbecken gehalten worden.

Von Angelika-Reiser Fischer

Die Peternell-Orgel auf der Empore erklingt dank großen Engagements auch der Buttelstedter Bürger seit einer aufwändigen Restaurierung wieder. „Eigentlich – so hatten wir vor einiger Zeit gedacht – ist dies ein toller Anlass, um hier mal einen Rundfunkgottesdienst mit wunderbarer Kirchenmusik vorzubereiten“, erzählt Superintendent Gregor Heidbrink.

Doch dann kam es anders. Als Gregor Heidbrink und die Rundfunkbeauftragte der EKM, Ulrike Greim, die Kirche näher in Augenschein nahmen und die Kunstschätze dort aufmerksam betrachteten, waren es die bunten Kirchenfenster, durch die sie ins Debattieren kamen. 1928 von dem Künstler Paul Birr (1887–1954) geschaffen, zeigen sie Szenen aus dem Leben Jesu. Aber: „Die Figuren sind groß, blond und blauäugig und entsprechen dem Menschenbild des schon heraufziehenden Nationalsozialismus“, sagt Ulrike Greim. Hakenkreuze sind da nicht abgebildet. „Sieht man darin aber schon die Verherrlichung des Kriegstodes?“, fragt Gregor Heidbrink. Und gibt zu bedenken: „Die Fenster entstanden in einer Zeit, als sich die deutschchristlichen Gruppen Ende der 1920er-Jahre zunehmend innerhalb der Kirche radikalisierten.“ Derselbe Künstler gestaltete deutschchristliche Feierhallen aus und schuf auch die Bach-Statue von 1939 in der Eisenacher Georgenkirche. Wie also damit umgehen, mit einem Kunstwerk nur wenige Kilometer vom Ettersberg entfernt? Für die Vorbereitungsgruppe war schnell klar: Hier gibt es Konfliktstoff. Aber es braucht Mut, sich damit zu befassen.

Um möglichst viele Buttelstedter Gemeindemitglieder einzubeziehen, wurde zu einem Treffen eingeladen. „Gekommen ist niemand“, berichten Gregor Heidbrink und Ulrike Greim. Aus Desinteresse? „Wohl nicht“, so vermuten beide und führen an: Corona-Beschränkungen, eine nur kleine und auch überalterte Gemeinde. Dennoch bleibt die Frage: Wie umgehen mit solchem Erbe? In welcher Form soll man sich auch damit auseinandersetzen? Ist es peinlich, wenn man die Fenster schön findet? Oder besser: Bildersturm?

Gregor Heidbrink wird am Sonntag die Predigt halten. Und daran erinnern, dass es in diesem März genau 500 Jahre her ist, dass Martin Luther mit seinen acht Invokavitpredigten die Reformation in Mitteldeutschland stark beeinflusst hat. „Luther war zunächst noch auf der Wartburg. In Wittenberg radikalisierte sich jedoch die Reformation. Bilder und Kunstschätze wurden in den Kirchen gestürmt, zerstört. Diese Nachrichten ließen ihn dorthin eilen. Mit seinen Predigten hat er das Ruder herumgerissen. Seine Botschaft: Die Kirche sollte ein Ort des Friedens und des freien Denkens sein.“

Das will die Vorbereitungsgruppe thematisieren. Wie beeinflussen Bilder, zum Beispiel auch in den modernen Medien, unsere Vorstellungen? Spiegeln sie tatsächlich die Wirklichkeit? Oder können sie verzerren? Uns etwas vorgaukeln? Wie ist das mit Versuchungen? „Eine schwierige Kost“ gibt Gregor Heidbrink zu. „Eine Zumutung“, sagt Ulrike Greim. Und beide hoffen, dass es zum Thema der umstrittenen Buttelstedter Bilder einen möglichst breiten Diskurs geben wird. Vielleicht über die Grenzen des Weimarer Landes hinaus, denn möglicherweise haben auch andere Gemeinden solche Kunstschätze.

Deshalb wird es auch im Gottesdienst ein Zwiegespräch geben – zwischen Gregor Heidbrink als Pfarrer und der Schauspielerin Ute Wieckhorst als Teufel. Sie ist manchem als Pathologie-Ärztin aus dem Weimar-Tatort bekannt, ist engagierte Christin und Weimarerin. Und es wird auch Musik erklingen. Passend dazu: die Motette von Melchior Franck „Heb dich weg von mir, Satan“.

Noch zwei Stunden nach dem Gottesdienst werden Gespräche angeboten. Vielleicht meldet sich jemand. Ganz sicher sollte das Schweigen enden.

Autor:

Online-Redaktion

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