Handarbeit als Glaubenszeugnis
Mit Pinsel und Polylux
Azubi Luisa Heinke aus Erfurt saniert das Turmkreuz der Potsdamer Friedenskirche. Für den Beruf der Kirchenmalerin hat sie sich bewusst entschieden.
Von Paul-Philipp Braun
Ein Werkstattraum im Erfurter Westen. Ein Projektor strahlt ein buntes Bild an die Wand, neben der Tür steht ein mächtiges Kreuz. Es ist mit feinem Goldglanz überzogen, beeindruckt aber schon durch seine Größe. Es ist das Turmkreuz der Friedenskirche von Sanssouci in Potsdam. Im Rahmen der Restaurierung des Glockenturms wird auch das metallene Kreuz erneuert.
Für Luisa Heinke ist es das erste große Projekt, an dem die 24-Jährige Erlerntes in die Praxis umsetzen kann. Die gebürtige Sächsin macht gerade ihre Ausbildung zur Kirchenmalerin der Firma Nüthen Restaurierungen. „Ich mag einfach Künstlerisches“, sagt Luisa Heinke und berichtet, dass sie durch Zufall auf den Ausbildungszweig aufmerksam geworden ist.
Nach dem Abitur hatte es sie zunächst ans andere Ende der Welt, nach Australien, verschlagen. Dort probierte sie sich im Metallbau aus, fand Gefallen an der schöpferischen Tätigkeit und suchte in Deutschland nach einem passenden Ausbildungsbetrieb.
Bei Nüthen in Erfurt fand sie diesen. Sie machte zunächst ein sechswöchiges Praktikum, bewarb sich und wurde auch angenommen. „Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt darin, handwerkliche Restaurierungen umzusetzen“, erklärt sie und blickt dabei auf das vom Projektor an die Wand geworfene Bild.
Es zeigt ein Wandbild, das hier in der Erfurter Werkstatt mit den originalen Farbtönen vorbereitet wird und dann in einer Kirche in Mitteldeutschland aufgefrischt und wiederbelebt werden soll.
Drei Jahre dauert die Ausbildung zur Kirchenmalerin. „Es gibt in ganz Deutschland viele Kirchen, die dringenden Sanierungsbedarf haben, und der wird künftig nicht weniger“, sagt Luisa Heinke. Neben Theorieunterricht in Kunstgeschichte sind es die handwerklichen Fertigkeiten, die auf dem Ausbildungsplan der angehenden Kirchenmalerin stehen. So lernt sie zum Beispiel zu schablonieren oder auch zu vergolden.
„Das Schöne an meinem Beruf ist, dass man jeden Tag sieht, was man bereits geschafft hat – mit den eigenen Händen"
Beim Potsdamer Turmkreuz hat sie dies bereits angewandt: „Allein das Vergolden hat mehr als zwei Wochen gedauert. Das ist eine echte Geduldsarbeit, bei der zunächst die Grundglasur aufgebracht werden muss, anschließend kommt das Transfergold auf das Metall, und das muss dann wiederum trocknen.“ Zwei Schichten des Goldes zieren nun das Kreuz und verleihen ihm einen hellen und warmen Glanz.
Die Tätigkeit, die neben kunsthistorischer Fachkenntnis vor allem auch Fingerspitzengefühl und Ausdauer verlangt, sei genau das, was sie schon immer machen wollte, sagt Luisa Heinke: „Das Schöne an meinem Beruf ist, dass man jeden Tag sieht, was man bereits geschafft hat – mit den eigenen Händen.“
Der Campanile, der freistehende Glockenturm im italienischen Stil, der Potsdamer Friedenskirche stammt aus dem Jahr 1850. Er ist Teil des Unesco-Weltkulturerbes Sanssouci.
Dass die Erfurter Auszubildende nun ihren Anteil daran leistet, dass dieses Erbe auch für künftige Generationen erhalten bleibt, macht sie stolz: „Es gibt mir einfach ein gutes Gefühl.“
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