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Salvatorkirche Gera
Schnarcher in der Kirche

Musik und Gebet bei Kerzenschein: Pfarrer Stefan Körner (l.) und Kantor Martin Hesse öffneten das Geraer Gotteshaus erstmals für Übernachtungsgäste. | Foto: Wolfgang Hesse
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  • Musik und Gebet bei Kerzenschein: Pfarrer Stefan Körner (l.) und Kantor Martin Hesse öffneten das Geraer Gotteshaus erstmals für Übernachtungsgäste.
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Hoch oben auf dem Nikolaiberg thront die Salvatorkirche. Keiner würde hier Übernachtungsgäste vermuten. Für eine Augustnacht hatte Pfarrer Stefan Körner zum Träumen unterm Kirchendach eingeladen. Ein Erlebnisbericht.

"Ich möchte Dinge in der Gemeinde anregen, die mich selber ansprechen würden"Einmal in einer richtigen Kirche zu übernachten finden wir spannend", gesteht Eva Barth aus Bad Köstritz, die sich mit ihren Mann Arnulf auf das Abenteuer eingelassen hat. Auf der ersten Empore haben sie ihre Schlafplätze aufgeschlagen. Heidi Schön aus Gera erinnert sich an eine Nacht im Jahre 1977. Als junges Mädchen übernachtete sie zusammen mit mehreren jungen Christen in der Kirche von Ziegenrück. "Diese Gelegenheit in Gera wollte ich mir nicht entgehen lassen", sagt sie und ist gespannt, ob das Gefühl von damals wiederkehrt.

15 Schlafgäste sind der Einladung von Pfarrer Stefan Körner und Kantor Martin Hesse in die Geraer Salvatorkirche gefolgt, um bei Musik, Gebet und Schlaf eine Nacht im Gotteshaus zu verbringen. Die Idee für dieses Angebot stammt von Martin Hesse. "Ich habe von einer Kirche in der US-Stadt Washington gehört, wo dies angeboten wird. Da bekamen wir Lust, so etwas auch einmal in Gera auszuprobieren", erinnert sich der Kantor.

Für die beiden Organisatoren zählen Spiritualität, Gemeinschaftsgefühl und die Ruhe, die solch eine Nacht in der Kirche ausstrahlt. Martin Hesse nutzt die Königin der Instrumente, die Röver-Orgel in der Salvatorkirche, um die Schlafgäste langsam in die Träume zu spielen. Daher stamme auch der Name "Traumkirche", wie die beiden Initiatoren das Projekt liebevoll nennen und damit den Kirchenschlaf wortwörtlich in die Kirche bringen möchten. Zur "Traumkirche" ist jeder willkommen: Christen, Atheisten, Interessierte und Neugierige.
Die Gemeinsamkeit beginnt schon bei der Ankunft. Zunächst sucht sich jeder ein Schlafplätzchen – im Kirchenschiff, vor dem Altar, auf den Emporen oder in den Seiten. Es herrscht "freie Platzwahl". Beim Schein einer Feuerschale beginnt das Kennenlernen. Zuvor konnten die Gäste einen fantastischen Blick zur blauen Stunde vom Kirchturm der Salvatorkirche weit über Gera, die Stadt an der Weißen Elster, genießen.
Zu später Stunde trifft man sich zu einem liturgischen Nachtgebet vor dem Altar. Lieder zur Gitarre und Gebete bei Kerzenschein lassen den großen Kirchenraum auf einmal klein und romantisch erscheinen. Wer wollte, konnte danach mit leiser Orgelmusik in die Welt der Träume abtauchen oder bei Gesprächen den Tag ausklingen lassen. "Ich versuche, ganz zarte Klänge aus der Orgel herauszuholen, um ein sanftes Einschlummern zu ermöglichen", erklärt Martin Hesse.

Genau diese Spiritualität haben sich Eva und Arnulf Barth gewünscht. "Ich freue mich auf eine Nacht, die zu einem bleibenden Erlebnis werden kann, zudem ich auch Orgelmusik liebe", sagt Arnulf Barth. Er ist gespannt, den sakralen Raum einmal anders zu erleben und hofft, Geborgenheit und positive Energie mit in den Alltag nehmen zu können.

Seine Ehefrau findet derartige Aktionen von Seiten der christlichen Gemeinden als sehr lobenswert, um die Kirche als Ort den Menschen wieder näher zu bringen. "Viele Menschen haben nicht mit den Inhalten, sondern eher mit der Institution Kirche eine Problem", meint sie. "Die Suche nach inneren Werten ist überall in unserer Gesellschaft anzutreffen. Warum sollte nicht die christliche Gemeinschaft hier dies den Menschen geben, was sie suchen?"

"Ich möchte Dinge in der Gemeinde anregen, die spannend sind, die mich selber ansprechen würden", erklärt Stefan Körner. Der 37-Jährige hat festgestellt, dass die Menschen in der Stadt froh sind, wenn in, um und zusammen mit der Kirche etwas passiert. Sehr zufrieden zeigten sich die beiden Initiatoren über den ersten Versuch der "Traumkirche" und planen schon eine Fortführung im nächsten Frühjahr in weiteren Kirchen in Gera.

"Schnarcher gab es auch, mich haben sie nicht gestört, das Geräusch hat sich in der Kirche verloren", sagt Martin Hesse schmunzelnd. Mit Orgelmusik wurde der neue Tag begrüßt. Gut gestärkt, nach einem Kirchenfrühstück, bleiben Erfahrungen zurück, die keiner der Teilnehmer missen möchte. Mit den Worten "Geht nun in den Tag in der Gewissheit, dass Gott euch sieht" entließen Martin Hesse und Stefan Körner die Gäste ins begonnene Wochenende. 

Wolfgang Hesse

Nicolaibergfest rund um die Salvatorkirche 
Am Samstag, 31. August wird mit einem Ökumenischen Gottesdienst in der Salvatorkirche um 11 Uhr das erste Nicolaibergfest eröffnet. Unter dem Motto "Feiern Fürs Füreinander" werden Unternehmen, Verbände und Christliche Gemeinden auf dem Platz rings um die Salvatorkirche sowie entlang des Steinwegs ein Stadteilfest mit Bühnenprogramm,  Livemusik und Kreativangeboten bieten. Ab 18 Uhr klingt das Fest mit einem Konzert in der Mangelwirtschaft im Steinweg aus. 
nicolaibergfest.de

Musik und Gebet bei Kerzenschein: Pfarrer Stefan Körner (l.) und Kantor Martin Hesse öffneten das Geraer Gotteshaus erstmals für Übernachtungsgäste. | Foto: Wolfgang Hesse
Wie man sich bettet …: Bestens ausgerüstet mit Schlafsäcken und Kissen kamen 15 Schlafgäste in die Geraer Salvatorkirche, die in dieser Nacht zur "Traumkirche" wurde. | Foto: Wolfgang Hesse
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