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Armut
Experte: Armen Kindern fehlt das Kindsein

Andrang bei der Essensausgabe der Arche im Berliner Bezirk Hellersdorf | Foto: epd-bild/Christian Ditsch
  • Andrang bei der Essensausgabe der Arche im Berliner Bezirk Hellersdorf
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Berlin (kna) - Nach Einschätzung des Berliner Armutsbeauftragten Thomas de Vachroi müssen arme Mädchen und Jungen auf vieles verzichten, was zu einer Kindheit gehört. "Dass man einfach mal Eis essen oder ins Freibad gehen kann, ohne sich groß über Geld Gedanken machen zu müssen. Dieses Kindsein fehlt solchen Kindern", sagte der Sozialarbeiter.

De Vachroi gilt als Deutschlands erster und einziger Armutsbeauftragter. Vor zwei Jahren wurde er vom Evangelischen Kirchenkreis Neukölln dazu berufen. Kürzlich zeichnete ihn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für sein Engagement aus. Im vergangenen Jahr waren drei Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren armutsgefährdet. Als solches gelten Menschen, die über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügen.

Natürlich gebe es für einkommensschwächere Familien die Möglichkeit, etwa für einen Museumsbesuch einen Bildungsgutschein zu beantragen, sagte de Vachroi. Das sei aber nicht so einfach. "Manche verstehen nur wenig Deutsch, dann scheitert es bereits daran. Und es ist eine sehr bürokratische Sprache. Manchmal habe selbst ich damit Probleme zu verstehen, was die eigentlich wollen. Das ist wie bei der Steuererklärung."

Zudem wies er darauf hin, dass armutsgefährdete Familien oft Probleme hätten, ihre Kindern mit Schulsachen auszustatten oder Ausflugsfahrten zu bezahlen. "Auch die Ernährung wird durch die Inflation zunehmend schwierig. Manchmal ist das Geld einfach Mitte des Monats alle." Entsprechend hätten die Tafeln, die Nahrungsmittel kostenlos an Bedürftige abgeben, bundesweit einen immer größeren Zulauf.

"Viele leben auch in prekären Wohnverhältnissen in viel zu kleinen Wohnungen, wo immer viel Trubel ist. Dadurch haben die Kinder keine Ruhe und können etwa ihre Schularbeiten nicht ordentlich erledigen", so de Vachroi. Außerdem fehle es mitunter an technischer Ausstattung wie Laptops oder einem dauerhaften Internetzugang, was die Schule aber etwa für Referate voraussetze.

"Deutschland ist ein wirklich hoch entwickeltes Land und eine wohlhabende Nation. Und deshalb finde ich es besonders fürchterlich, dass bei uns jedes fünfte Kind in Armut ist. Die kommen da auch nicht mehr raus, wenn wir nicht massiv eingreifen", sagte der Armutsbeauftragte.

Autor:

Katja Schmidtke

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