Anzeige

Trotz Bedarf
Islamischer Religionsunterricht in der Krise

Foto:  epd-bild / Stefan Arend

Osnabrück (epd). Der islamische Religionsunterricht steckt nach Ansicht der Religionspädagogin Annett Abdel-Rahman in der Krise. In Niedersachsen etwa fänden ausgebildete Lehrkräfte keine Stelle, sagte die Professorin am Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück in einem Gespräch mit Martina Schwager. In der Folge wollten immer weniger junge Menschen das Fach studieren.

Obwohl einige Schulen Bedarf anmeldeten, würden Stellen aus Geldmangel nicht ausgeschrieben, sagte die Wissenschaftlerin. Andere Schulen weigerten sich, islamischen Religionsunterricht anzubieten, weil sie nicht zum Anziehungspunkt für muslimische Schülerinnen und Schüler werden wollten.

In den meisten anderen Bundesländern stagniere die Entwicklung ebenfalls, sagte Abdel-Rahman. In den Ministerien werde sich nicht mehr gekümmert oder sogar blockiert und gebremst. Niedersachsen etwa habe die Stelle der Landeskoordinatorin für den islamischen Religionsunterricht, die sie selbst bis vor einem Jahr innegehabt habe, bislang nicht wiederbesetzt, so die Religionspädagogin. Eine Fachberatung existiere nicht.

Nordrhein-Westfalen erwecke den Anschein, als ob das Land nach Auslaufen des Modellprojekts mit bekenntnisorientiertem Unterricht, der von muslimischen Verbänden verantwortet wird, im kommenden Jahr wieder zum staatlich verantworteten Islamkunde-Unterricht zurückkehren werde. In Bayern werde immer noch nur Islamkunde angeboten, sagte Abdel- Rahman. 

Da bekenntnisorientierter Religionsunterricht sogar in Artikel 7 des Grundgesetzes verankert ist, empfänden viele Muslime die Situation als diskriminierend, zumal ihre Zahl in Deutschland stetig wachse, betonte Abdel-Rahman. Weil Antisemitismus und muslimischer Rassismus in der Gesellschaft weiter zunähmen, sei der islamische Religionsunterricht wichtiger denn je: «Dort ist der Raum, um all diese Themen zu diskutieren und den Kindern und Jugendlichen Maßstäbe für eine eigene Wertebildung an die Hand zu geben.»

Autor:

Online-Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

35 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.