Folge 47 – 2008 und 2009
Gemeinsam in die Zukunft
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ist auf dem Weg. Seit Dezember 2007 läuft das Stellungnahmeverfahren zur Verfassung. In der Nr. 1/2008 der Kirchenzeitung wird in einer Beilage der Verfassungsentwurf abgedruckt.
Dietlind Steinhöfel
Insgesamt gehen 166 Stellungnahmen ein. Die Synodalen beider Föderationskirchen stimmen im Frühsommer dem Verfassungsentwurf zu. Am 1. Januar 2009 geht die EKM mit einem Festgottesdienst in der Erfurter Thomaskirche an den Start. Die gemeinsame Synode konstituiert sich. Wolf von Marschall wird der erste Präses der EKM-Synode. Im März wird Ilse Junkermann als Landesbischöfin für die neue Kirche gewählt.
Der erste Kirchentag der EKM steht ganz im Zeichen des 20. Jubiläums der Friedlichen Revolution. Unter dem Motto "Gesegnete Unruhe" feiern mehr als 8000 Menschen am 19. und 20. September 2009 in Weimar einen 24-Stunden-Kirchentag. Ab dem 1. Advent 2009 erscheint die mitteldeutsche Kirchenzeitung unter dem gemeinsamen Titel "Glaube und Heimat", was vor allem auf dem Gebiet der ehemaligen Kirchenprovinz Protest hervorruft.
Doch nicht nur die Kirchenvereinigung beschäftigt die Menschen. So spielt auch die Finanzkrise eine große Rolle. Autoren der Kirchenzeitung sprechen von der "hemmungslosen Vergötzung des Marktes" oder von "Geldgier". Die EKD gibt ein Wort zur globalen Finanz- und Wirtschaftskrise heraus mit dem Titel "Wie ein Riss in einer hohen Mauer". Darin warnen Autoren eindrücklich vor einer Wirtschaft, in der Eigennutz vor Gemeinwohl geht.
Immer hat "Glaube und Heimat" auch einen Blick in die Welt. So sorgen sich die Christen um ihre Geschwister im Irak. Die Kirchen setzten sich dafür ein, dass irakische Christen nach Deutschland kommen dürfen. Im Frühjahr 2009 treffen die ersten Flüchtlinge ein. Im Heiligen Land bricht im Dezember 2008 ein dreiwöchiger Gaza-Krieg aus. Die Kirchenzeitung veröffentlicht dazu mehrere Artikel, darunter einen israelkritischen Beitrag des israelischen Friedensaktivisten Uri Avnery, der heftige Leserdiskussionen hervorruft. "Glaube und Heimat" interviewt den Theologen und Versöhnungsaktivisten Paul Oestreicher. Wenn Kritik am Staat Israel sofort gleichgesetzt werde mit Antisemitismus, so sei dies eine Art Erpressung, ist seine Sicht. Israel in eine "Schutzzone" zu stellen, sei zudem eine Form der Diskriminierung. "Man muss von Israel ein genauso anständiges Verhalten wie von jedem anderen Staat verlangen." Juden seien nicht besser oder schlechter als andere Menschen. Oestreicher ist selbst jüdischer Abstammung. Seine Großeltern seien von den Nazis ermordet worden, heißt es im Interview.
Fundstücke
Personen: Der Dalai Lama besucht im Frühjahr 2008 Deutschland.
Barack Obama wird am 20. Januar 2009 als erster schwarzer Präsident der USA vereidigt. Margot Käßmann wird auf der EKD-Herbstsynode zur neuen Ratsvorsitzenden gewählt, worauf der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill überlegt, die Beziehungen zur EKD abzubrechen. Mit Christine Lieberknecht wird eine Theologin Ministerpräsidentin in Thüringen.
Lutherdekade: Das Jubiläum zum 500. Jahrestag der Reformation, die mit dem Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 begann, wirft seine Schatten voraus: Im September 2008 wird die "Lutherdekade" eröffnet, die mit zahlreichen Veranstaltungen die Jahre bis 2017 ausfüllen wird.
Kanzelverbot: Die Bremer Sankt-Martini-Gemeinde verweigert 2008 einer Pastorin die Kanzel. Bei einer Beerdigung musste sie ohne Talar und von einem Rednerpult aus sprechen. In dieser Gemeinde wird die Frauenordination noch abgelehnt.
Chronik: Ab März 2009 dokumentiert die Kirchenzeitung regelmäßig die Ereignisse der Friedlichen Revolution in einer Chronik.
Autor:Online-Redaktion |
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