Folge 12 – 1948 und 1949
Positive Zeichen und Mahnung zum Frieden
Die Not ist groß: ob die von unterernährten Kindern, schwangeren Frauen oder Eheleuten. Dazu kam die Angst vor einem neuen Krieg mit Waffen, die unsere ganze Erde zerstören können.
Von Dietlind Steinhöfel
Im April 1948 veröffentlich die Kirchenzeitung ein Wort der christlichen Kirchen in Deutschland für einen rechten Frieden und gegen die "Zerreißung des deutschen Volkes". Es gibt bereits Hindernisse zwischen den westlichen Besatzungszonen und der östlichen Zone. Gegen die Gefahr der Teilung wird "mahnend und bittend die Stimme erhoben". Ein Jahr später rufen die ostdeutschen Bischöfe erneut zum Frieden, denn "ohne Frieden gibt es keinen Wiederaufbau im Leben der Völker".
Die Situation vieler Menschen ist prekär, das Evangelische Hilfswerk versucht, die Not zu lindern. Es organisiert die Verschickung von unterernährten Kindern auf Bauernhöfe; Schwangere werden beraten und ihnen wird geholfen, wenn sie keine Babykleidung oder Windeln bekommen. Ihnen wird das Angebot gemacht, ihr Kind in eine Pflegefamilie zu geben, solange sie es nicht selbst aufziehen können. "Nicht töten, sondern helfen", schreibt Landesbischof Moritz Mitzenheim.
Die Erneuerung der Thüringer Kirche schreitet voran. Es wird eine einheitliche Liturgie und eine Läuteordnung eingeführt, vor allem da in den beiden Jahren einige Kirchen ihre Glocken zurückerhalten, die sie im Krieg abgeben mussten. Viele davon waren noch nicht eingeschmolzen, sondern in einem Lager in Hamburg deponiert. Weiter wird eine Trauordnung und die Verpflichtung zum Traugespräch vorgegeben. Zudem soll jede Superintendentur jährlich ein Singetreffen der Kirchenchöre veranstalten.
Umsiedler, die inzwischen die Kirchen mit füllen, wünschen sich mehr Miteinander in der Gemeinde als Nebeneinander.
International gibt es zahlreiche positive Entwicklungen und Bestrebungen der Versöhnung: Im Jahr 1947 erhält die Stadt Kiel das erste Nagelkreuz von Coventry für Deutschland. Wenn die dortige Nikolaikirche wieder aufgebaut ist, soll das Kreuz einen Platz im Altarraum bekommen. 1949 gibt es ein deutsch-französisches Pfarrertreffen. Im Juli 1948 kam die Generalsynode der Vereinigten Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Eisenach zusammen; zur Weltkirchenkonferenz in Amsterdam im August jenes Jahres wird der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) gegründet, dem die russische-orthodoxe und die römisch-katholische Kirche fernbleiben. Die katholische Kirche verbietet ihren Geistlichen sogar, mit den anderen Konfessionen Gottesdienst zu feiern und zusammenzuarbeiten.
Im Juni 1949 mahnt der Thüringer Landesbischof, aus den Erfahrungen im sogenannten Dritten Reich zu lernen und mit keiner politischen Partei ein Bündnis zu schließen. Der Kirche müsse jedoch freistehen, sich zu Fragen des sozialen und kulturellen Lebens aufgrund des Evangeliums zu äußern.
Fundstücke
Pressearbeit: Die sowjetische Militäradministration genehmigt "Glaube und Heimat" eine Auflagenerhöhung von 5000 auf 10 000 Exemplare. Tatsächlich lagen jedoch 160 000 Bestellungen vor. Wegen Papiermangel kann die Nr. 16 im Jahr 1948 nicht erscheinen. Zudem werden die drei darauffolgenden Ausgaben jeweils für zwei Sonntage hergestellt.
Pressepfarrer: Am 28. Oktober 1949 starb im Alter von 74 Jahren der erste Pressepfarrer der Thüringer Kirche, Otto Michaelis. Er hatte in den 1920er-Jahren die Pressearbeit aufgebaut und das "Evangelische Preßamt" geleitet. 1934 wurde er von den Deutschen Christen in den Wartestand versetzt.
Spende: Der Schriftsteller Thomas Mann erhielt 1949 den Goethe-Nationalpreis. Das Preisgeld von 20 000 DM spendete er für den Aufbau der Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche) in Weimar.
Autor:Online-Redaktion |
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