Man begann mit übel riechenden Dämpfen
HEXENPROZESS ANNA MARIA GLADE
Sie war die Ehefrau von Jakob Glade und 65 Jahre alt, als man ihr den Prozess machte. Sie stammte aus Brünn
und war ihrem Mann als Soldatenweib in den 30-jährigen Krieg gefolgt. Wo der Mann zum Zeitpunkt des Pro-zesses verblieben, und wie sie nach Oldisleben bei Artern gekommen war, wir nicht erzählt. Die Akten darüber
stammen aus dem Amtsgericht Oldisleben, welches später mit dem von Allstedt verbunden wurde.
Was hat man ihr zum Vorwurf gemacht? Man kann sagen, das Übliche: Hexerei, Unzucht mit dem Teufel, Taufe
durch den Teufel und Besuch der Hexentänze. Wer die Vorwürfe erhoben hat, wird nicht mitgeteilt. Der Fall ist mehrfach verhandelt worden vor dem Schöffengericht in Jena, und die Angeklagte hat zunächst alle Vorwürfe zurück gewiesen. Auch unter der Folter (Tortour), die am 29.11.1680 erfolgte, hat sie lange widerstanden. Die
Richter hatten ihr zuvor gut zugeredet, die Wahrheit zu sagen und viel zu beten; und der Scharfrichter Meister
Martin Kaufmann aus Artern hatte ihr die Folterinstrumente gezeigt und erläutert, was er damit machen würde. Doch sie erklärte, sie sei ihrem Gott ohnehin einmal den Tod schuldig. Sie habe nichts zu bekennen und
die Herren sollten mit ihr machen, was sie wollten.
So musste sie sich ausziehen. Man begann mit übel riechenden Dämpfen, fuhr fort mit Schnüren, um schließ-lich die Daumenschrauben einzusetzen, wodurch sie in Ohnmacht fiel. Nachdem sich die Tortour mehrfach wiederholt hatte, war sie bereit, die Vorwürfe zuzugeben (Wer würde unter diesen Umständen nicht zugeben, was von ihm erwartet wird, selbst wenn es die reine Lüge wäre!?). Sie gab also alles zu. Das oben Genannte und darüber hinaus, dass sie Diesen mit Läusen versehen, Jenen lahm und blind gemacht und den Dritten verhext habe, dass er starb usw.
Das Urteil wurde gesprochen am 17.12.1680 durch Herzog Johann Ernst von Gottes Gnaden, versteht sich,
Herzog von Sachsen, Jülich, Kleve etc. (Regierungszeit 1662-1682) unter der Auflage an den Amtmann Johann
Christoph Kratzer, Oldisleben, "die arme Sünderin bei der Exekution nicht allzu lang zu quälen..."
Anna Marie Glade wurde am selben Tage "vor dem Dorfe" , nachdem sie ihre Untaten noch einmal bekannt hatte, durch den Scharfrichter Martin Kaufmann aus Artern öffentlich verbrannt.
(Quelle: Eduard Jacobs, Ehrenmitglied der "Aratora".)
Autor:Martin Steiger |
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