Elisabeth-Empfang
Arbeit wichtig für Geflüchtete

Foto: epd-bild/Paul-Philipp Braun

Erfurt (KNA) Bischof Ulrich Neymeyr hat einen besseren Zugang von Geflüchteten zum Arbeitsmarkt gefordert. "Es ist ein Ausdruck der Menschenwürde, dass der Mensch sich seinen Lebensunterhalt selbst verdient", sagte er am Donnerstagabend beim traditionellen Elisabeth-Empfang des Bistums in Erfurt für die Thüringer Landespolitiker. Notwendig seien Sprachkurse, Integrationskurse, zügige Anerkennung von Ausbildungsabschlüssen, Kinderbetreuung und eine Offenheit für Menschen aus anderen Kulturen.

Zugleich betonte Neymeyr laut Redemanuskript, "dass es nicht reizvoll sein darf, von staatlicher Alimentation zu leben". Die katholische Soziallehre fordere Strukturen, die Menschen ein auskömmliches Arbeiten unter menschenwürdigen Bedingungen ermöglichten. "Das heißt aber auch, dass dort, wo immer es möglich ist, die Menschen als Ausdruck ihrer Menschenwürde auch einer Erwerbsarbeit nachgehen sollen", betonte der Bischof.

Altersdiskriminierung

Neymeyr mahnte in seiner Ansprache einen umfänglichen Schutz der Menschenwürde in allen Lebensbereichen an. Er sei froh, dass in diesem Jahr der Schutz vor Altersdiskriminierung Eingang in die Thüringer Verfassung gefunden habe. Mit Blick auf die Politik bleibe der Respekt vor dem politischen Gegner eine bleibende Herausforderung. "Auch bei aller Auseinandersetzung in der Sache darf der menschliche Respekt nicht verloren gehen, sonst verliert am Ende die parlamentarische Demokratie", sagte Neymeyr.

In Thüringen verständigten sich am Mittwoch CDU, BSW und SPD auf einen Koalitionsvertrag, der am Freitag vorgestellt werden soll. Bei der Landtagswahl am 1. September war die AfD mit 32,8 Prozent stärkste Kraft geworden. Der Verfassungsschutz stuft den Landesverband mit Spitzenkandidat Björn Höcke als gesichert rechtsextrem ein.

Neymeyr räumte ein, er wisse aus eigener Erfahrung, dass es durchaus eine Herausforderung sei, die Würde eines jeden Menschen zu respektieren und ihn nicht in irgendeiner Weise zu diskriminieren. "Erst relativ spät habe ich gelernt, auch homosexuell veranlagten Menschen aufgeschlossen und unvoreingenommen zu begegnen", sagte der Bischof. "Hier sind wir als Kirche, aber sicher auch als Gesellschaft, immer noch auf dem Weg."

"Kirche sollte mit ihrem Pfund wuchern"

Der neue Landtagspräsident Thadäus König, erster Katholik in diesem Amt in Thüringen, sagte: "Wir brauchen heute mehr denn je Zuspruch und Nächstenliebe, Menschen, die anderen uneigennützig helfen." Die Gesellschaft richte zu oft den Blick auf Trennendes: "Wir sollten viel mehr auf die Menschen schauen, die uns Hoffnung machen." Es brauche Zusammenhalt und Solidarität. "Daran wirkt die katholische Kirche mit und mit diesem Pfund sollte sie meines Erachtens noch mehr wuchern", so König.

Der scheidende Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte, der Deutsche Katholikentag im Frühjahr in Erfurt habe bei vielen Menschen einen bleibenden, positiven Eindruck hinterlassen, weit über die Region hinaus. Er versicherte, in den kommenden Tagen die Regierungsgeschäfte geordnet an die neue Landesregierung zu übergeben: "Das ist auch eine Sache des Respekts vor der Demokratie und den Kollegen der anderen Parteien."

Der Leiter des Katholischen Büros Erfurt, Claudio Kullmann, dankte Ramelow für eine sehr gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. Er sei immer, zeitnah und unkompliziert ansprechbar gewesen für die Anliegen der Kirchen: "Da liegt die Latte für die Zukunft hoch."

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