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Gustav Heinemann
Einer, der sich nicht verbiegen ließ

Festveranstaltung zum 100. Geburtstag von Gustav Heinemann 1999 beim 28. Deutsche Evangelische Kirchentag in Stuttgart  | Foto: epd-bild/Friedrich Stark
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  • Festveranstaltung zum 100. Geburtstag von Gustav Heinemann 1999 beim 28. Deutsche Evangelische Kirchentag in Stuttgart
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Gustav Heinemann war von 1969 bis 1974 der dritte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Anlässlich seines 125. Geburtstags am 23. Juli erinnert Pfarrer Ulrich Parzany an den engagierten Protestanten. Er ist ein Weggefährte Heinemanns.

Sein Sohn Peter, jüngstes von vier Kindern, sagte einmal, sein Vater sei ein Christ und Demokrat, „der sich nicht verbiegen ließ“. Die meisten werden Gustav Heinemann als Bundespräsidenten kennen. Ich habe ihn vor allem kennengelernt als engagierten Christen. Als ich 1967 in die Leitung des „Weigle-Hauses“ in Essen, einem Jugendhaus der Evangelischen Kirche im Rheinland, berufen wurde, habe ich ihn noch einige Jahre als meinen Vorsitzenden erlebt. Er nahm mit seiner Frau immer, wenn er in Essen war, an unseren Gottesdiensten teil. Unvergessen ist mir, wie Heinemann uns jungen Mitarbeitern im Weigle-Haus in den 1950er Jahren die Demokratie erklärte. Öffentlicher Streit im Bundestag muss sein, damit die Bürger die unterschiedlichen Meinungen kennenlernen. Verleumdet den Bundestag deshalb nicht als „Schwatzbude“! Aber der politische Gegner ist kein Feind: Das hat er uns immer wieder vor Augen gehalten. Der zweite Versuch einer Demokratie in Deutschland war damals noch jung und ungefestigt. Ich muss heute oft daran denken.

Vom Freidenker zum Christen

Geboren am 23. Juli 1899 in Schwelm (Westfalen), studierte Heinemann Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft und Geschichte. 1926 heiratete er Hilda Ordemann aus Bremen und ließ sich im selben Jahr als Rechtsanwalt in Essen nieder. Anfangs hatte sich Heinemann zum freidenkerischen Monistenbund gehalten, doch durch den Essener Pfarrer Friedrich Graeber (1884–1953) kam er Ende der 1920er Jahre zum Glauben an Jesus Christus. Heinemann schätzte Graebers handfeste biblischen Predigten und seine zupackende diakonische Arbeit. Als Graeber 1934 durch die Deutsch-Christliche Kirchenbehörde seines Amtes enthoben wurde, gründete er die Freie Evangelische Presbyterianer-Gemeinde. Heinemann wurde dort Presbyter (Ältester) und sorgte dafür, dass sie im Saal der Börse am Essener Hauptbahnhof ihre Gottesdienste halten konnte. Von 1933 an war er Mitglied der Bekennenden Kirche. Er beteiligte sich an Synoden, insbesondere an der Barmer Synode Mai 1934. Die „Barmer Erklärung“ gilt als zentrales Dokument des Kirchenkampfes der Bekennenden Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und Zeichen der Abgrenzung gegenüber den Nazi-ergebenen „Deutschen Christen“. Laut seinem Sohn Peter habe sein Vater die Barmer Erklärung zeitlebens in der Brieftasche bei sich getragen. In Essen übernahm Gustav Heinemann auch den Vorsitz des CVJM und des Vereins Jugendhaus, Träger des „Weigle-Hauses“. In Zusammenarbeit mit Pfarrer Wilhelm Busch (1897–1966) hat er entscheidend dazu geholfen, dass diese Arbeiten trotz der Bedrängnis durch die Nazis weitergeführt werden konnten. Berühmtes Bekenntnis

Heinemann hatte führende Aufgaben in der Evangelischen Kirche und gehörte anfangs auch zu den prägenden Persönlichkeiten des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Sein Schlusswort auf dem Evangelischen Kirchentag 1950 in Essen ist oft zitiert worden, allerdings selten mit dem wichtigen Zusammenhang, der folgendermaßen lautete:


„Unsere Freiheit wurde durch den Tod des Sohnes Gottes teuer erkauft. Niemand kann uns in neue Fesseln schlagen, denn Gottes Sohn ist auferstanden. Lasst uns der Welt antworten, wenn sie uns furchtsam machen will: Eure Herren gehen – unser Herr aber kommt!“

Gustav Heinemann starb am 7. Juli 1976 und wurde auf dem Parkfriedhof Essen begraben.

(idea)

Autor:

Willi Wild

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