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Forum-Studie
Studienleiter: Kirchen hätten Daten aus Personalakten liefern müssen

Forschungsverbundkoordinator Professor Martin Wazlawik | Foto: epd-bild/Jens Schulze
  • Forschungsverbundkoordinator Professor Martin Wazlawik
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Hamburg (epd) - Der Sozialwissenschaftler Martin Wazlawik hat bekräftigt, dass die evangelischen Kirchen für die kürzlich vorgestellte Forum-Studie über sexualisierte Gewalt Daten aus Personalakten hätte liefern müssen. Dies sei im Vertrag des Forschungsverbundes mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vereinbart gewesen, sagte Studienleiter Wazlawik der Beilage «Christ & Welt» der Hamburger Wochenzeitung «Die Zeit».

Am Dienstag hatte der bayerische Landesbischof Christian Kopp gesagt, seine Landeskirche habe vor Veröffentlichung der Forum-Studie keine Kenntnis davon gehabt, dass alle Personalakten gesichtet werden sollten. Ein unabhängiges, interdisziplinäres Forschungsteam hatte am vergangenen Donnerstag an der Hochschule Hannover die Studie vorgestellt.

Landesbischof Kopp kritisiert Entstehung der Forum-Studie

Unmittelbar nach der Veröffentlichung hatte es Kritik an der schmalen Datenbasis der Studie gegeben. Die Landeskirchen hatten bis auf eine lediglich Daten aus Disziplinarakten und zu bereits bekannten Fällen bereitgestellt. Die Forschungsgruppe fand 2.225 Betroffene und 1.259 Beschuldigte, geht aber wegen der eingeschränkten Datenlage von einer weitaus höheren Fallzahl aus.

Diese Datenbasis sei «nicht die Traumvorstellung von Wissenschaft», sagte Wazlawik. Die Zahlen beschrieben noch nicht das Gesamtausmaß sexualisierter Gewalt: «Was wir in der Forum-Studie gemacht haben, ist ein Anfang, hinter dem ein Doppelpunkt steht. Es kommt noch einiges an Arbeit auf die Landeskirchen und die EKD zu, um den Raum hinter diesem Doppelpunkt zu füllen.»

Zu den spezifischen Faktoren, die in der evangelischen Kirche die Aufarbeitung verhindern, zählte Wazlawik deren Selbstbild. «Wir haben den Aspekt einer Art Unvorstellbarkeit gefunden: In dieser Kirche, die sich so partizipativ, so demokratisch, so geschlechtergerecht sieht, wurde sexualisierte Gewalt in gewisser Weise für unvorstellbar gehalten», erklärte er.

Mangelnde Konfliktbereitschaft und Sehnsucht nach Harmonie hemmen der Studie zufolge Aufarbeitung ebenfalls. «Ein sehr evangelisches Motiv im Umgang mit Betroffenen und der Bearbeitung von Fällen ist es, diesen vermeintlichen Konflikt aufzulösen», sagte Wazlawik. «Sexualisierte Gewalt ist aber kein Konflikt wie einer, den zwei Kollegen bei der Arbeit austragen.» Damit müsse man anders umgehen. «Wir sehen auch, dass Betroffene von der Kirche sehr schnell zur Vergebung aufgefordert werden: Vergebt, dann löst sich die Situation auf.»

Die Spitze der Spitze des Eisbergs
Hintergrund: Forum-Studie
Autor:

Online-Redaktion

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