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Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 - Erbe gut, alles gut

Die Botschaft auf der Rückseite eines Wohnmobils ist eindeutig: "Wir verprassen das Erbe unserer Kinder." Warum vererben, wenn man das Ersparte auch selbst verleben kann? Ist das egoistisch?

Von Willi Wild

Früher hieß es, dass es die Kinder einmal besser haben sollen. Vielleicht ist das ja heute noch vereinzelt der Antrieb, sich abzurackern und zu sparen, um dem Nachwuchs dermal einst etwas hinterlassen zu können.

Friedrich II. predigte Offenheit und Toleranz, indem er meinte, dass jeder nach seiner Fasson selig werden sollte. Jeder kann mit seinen erworbenen und erarbeiteten Gütern und Schätzen machen, was er will. Ob nun der Oma ihr klein Häuschen, die Münz- oder die Briefmarkensammlung oder das Aktiendepot, es steht dem Eigentümer frei zu vererben, zu spenden oder zu verjubeln.

Wenn es nach dem Berliner Philosphieprofessor Stefan Gosepath geht, hat das ein Ende. "Erbschaften verletzen die Chancengleichheit" und sind deshalb gänzlich abzuschaffen, fordert er. Der Philosoph plädiert dafür, allen ein Erbe zu geben, "damit wir eine fairere Gesellschaft bekommen". Die auf einhundert Prozent angehobene Erbschaftssteuer sollte in Schulen, Hochschulen und in die Gesundheitsvorsorge investiert werden.

Da bekommt der Satz aus Goethes Faust I eine völlig neue Bedeutung: "Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen." Fragen Sie sich nun, ob Sie Ihr Erbe nicht längst in Form von Steuern für diese Zwecke eingesetzt haben?

Wenn ich es mir recht überlege, ist der Vorschlag biblisch. Das Erbteil ist allen Kindern Gottes verheißen, ganz ohne Erbschaftssteuer. "Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi" (Röm 8,17).

Das lutherische Erbe ist längst zu einem Welterbe geworden. Von Aserbaidschan bis zur Zentralafrikanischen Republik vertritt der Lutherische Weltbund (LWB) 77 Millionen Menschen christlichen Glaubens in der lutherischen Tradition aus 150 Mitgliedskirchen. Deren Vertreter trafen sich in Krakau zur alle sechs bis sieben Jahre abgehaltenen Vollversammlung. Meine Eindrücke habe ich in der aktuellen Ausgabe aufgeschrieben. Der Journalist Benjamin Lassiwe, der das Treffen kommentierte, spricht fließend Dänisch. So konnte er das Interview mit dem neuen LWB-Präsidenten in dessen Muttersprache führen. 


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Autor:

Willi Wild

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