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Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 - Wie "Unboxing" in der Politik funktioniert

G+H Nr. 12 vom 21.3.2021 | Foto: G+H

Demokratie lebt von Mitbestimmung. So weit, so klar. Aber, wie läuft das eigentlich genau? Will man jungen Menschen das erklären, ist der Fingerzeig zum Bücherregal verschenkt. Ist so, leider. Also, lieber direkt Handy raus, Youtube an und «MrWissen2go» fragen.

Auf diesem Kanal, kurz "W2G", erklärt der Journalist Mirko Drotschmann seit 2017 den Kids die Welt. Der 34-Jährige ist sowas wie ein Armin Maiwald und Christoph Biemann in Personalunion - nur halt für die Generation Alpha.  Ihr die Errungenschaft von freien Wahlen zu erklären, hat sich Drotschmann nun in den Monaten vor der Bundestagwahl vorgenommen. In seiner zehnteiligen Youtube-Serie «MitBeStimmen in Demokratie und Diktatur» geht es um politische Mitbestimmung in Parteien und Vereinen. Auch wie Protestbewegungen entstehen und warum Menschen die Demokratie ablehnen soll Thema sein. Der erste Clip zum Schwerpunkt «Wahlen in der DDR» ging gerade online. Alle drei Wochen soll es einen neuen Beitrag geben. Die Serie ist ein Gemeinschaftsprojekt der Bundesstiftung Aufarbeitung und des Ostbeauftragten der Bundesregierung, Marco Wanderwitz. Ziel der Unternehmung sei, so der Unions-Politiker,  jungen Menschen zu zeigen, dass ihre Stimme Gewicht hat.

Zugegeben, die Idee ist nicht neu: Erinnern Sie sich noch, als Pro Sieben und die Bundeszentrale für Politische Bildung vor der Bundestagswahl 2009 den Rapper Sido engagierten? In der Sendung "Sido geht wählen" hat sich der Berliner von Petra Pau, Frank-Walter Steinmeier, Renate Künast und Co. erklären lassen, warum er nun an einem Sonntag losziehen sollte, um so ein dösiges Kreuzchen irgendwo zu machen. Das Ergebnis: Eine Adolf-Grimme-Preis-Nominierung für den damals 28-Jährigen - und eine Wahlbeteiligung von 70,8 Prozent, die bis dato niedrigste in der Geschichte der Bundesrepublik. Ob man nun gereimten Sprechgesang mag oder nicht: An Sido wird es wohl nicht gelegen haben. Umstritten wie er war, brachte er doch eine nicht zu vernachlässigende Fan-Base mit und hat damit als Influencer in dieser Sache sein Möglichstes getan. 

Was zeigt: Demokratie lebt eben nicht nur von Beteiligung, sondern auch von ihren Vermittlern. "Unboxing" auf Youtube geht nämlich nicht nur mit der Einkaufstüte vom Drogeriemarkt, sondern auch mit Politik - siehe «MrWissen2go».

Wissen "to go", Diskussionen und Hintergründe in Sachen Demokratie finden Sie in dieser Woche auch in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung. Gute Lektüre! 

Unsere Themen

  • Disput onlineWarum wir wieder einen Runden Tisch brauchen, ergründen Ricklef Münnich und Henrich Herbst.
  • Demokratie direkt: Warum Streit keine schlechte Sache sein muss, erklärt Pfarrer Frank Hiddemann.
  • Die wieder: Wer die querdenkenden Protestierenden sind, hilft  Harald Lamprecht zu verstehen.

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Autor:

Beatrix Heinrichs

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