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Weg zum Traumberuf
Berufung: Priesterin

Lebenslauf: Julia Lacey (46) steht kurz vor der Weihe zur anglikanischen Priesterin. Die Katholikin aus dem Rheinland lernte in Genf ihren britischen Mann kennen. Lacey, die katholische Theologie auf Lehramt studiert hat, trat Ende 2016 zur anglikanischen Kirche über und bewarb sich 2018 um die Ausbildung zur Priesterin.  | Foto: kna-bild/Sally Lacey
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  • Lebenslauf: Julia Lacey (46) steht kurz vor der Weihe zur anglikanischen Priesterin. Die Katholikin aus dem Rheinland lernte in Genf ihren britischen Mann kennen. Lacey, die katholische Theologie auf Lehramt studiert hat, trat Ende 2016 zur anglikanischen Kirche über und bewarb sich 2018 um die Ausbildung zur Priesterin.
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Julia Lacey hat die Konfession gewechselt, um anglikanische Priesterin zu werden. Sie erzählt im Gespräch mit Joachim Heinz, wann sie ihre ehemalige Heimatkirche vermisst.

Wie kam der Kontakt zur anglikanischen Kirche zustande?
Julia Lacey:
Das war in Genf. Dort habe ich im Chor gesungen. Ich habe aber immer auch in Frankreich, wo wir wohnten, in der katholischen Gemeinde mitgearbeitet. Zum Beispiel als Katechetin für die Firm-, Kommunion- und Taufvorbereitung.

Ab wann wurde der Übertritt zu einer ernsthaften Option?
Ich habe schon früher gedacht, dass ich gern als hauptamtliche Seelsorgerin arbeiten würde, aber mir immer gesagt: Als Frau ist das in der katholischen Kirche nicht möglich, da musst du dir was anderes überlegen. So kam ich auch darauf, Theologie auf Lehramt zu studieren. Aber als ich die anglikanische Gemeinde in Genf kennenlernte und gesehen habe, was funktioniert und was gehen kann, wurde der Wunsch nach einem Wechsel immer stärker.

Das heißt, Priesterin werden zu können, war ein wichtiges Motiv bei der Entscheidung.
Ja. Wenn es diese Möglichkeit nicht gegeben hätte, hätte ich weiter mein kleines ökumenisches Programm fortgesetzt und wäre mal in die anglikanische Kirche in Genf und mal in die katholische Kirche in Frankreich gegangen.

Gab es einen Schlüsselmoment für den Übertritt?
Ja, zu einem Schlüsselmoment wurde ein Gespräch mit dem Geistlichen der katholischen Gemeinde in Frankreich.
Ich habe sehr um den Schritt zum Konfessionswechsel gerungen. Ich wollte dem, was mich über viele Jahre geprägt hatte in der Familie und in meinem Umfeld, nicht einfach so "tschüss" sagen. Heute noch finde ich, dass ich der katholischen Kirche viel verdanke, angefangen von dem Erleben einer Gemeinschaft bis hin zu meiner Ausbildung.

Aber?
Als ich das alles dem katholischen Priester erzählte, verbunden mit meinem Eindruck, zur Arbeit als Seelsorgerin berufen zu sein, antwortete er sinngemäß: Das ist ja ganz nett, aber ich würde auch gern Mutter sein und Kinder bekommen. Das geht halt nicht. – Damit wollte ich mich nicht abfinden.

Wie hat die Familie in Deutschland reagiert?
Ich habe relativ lange gezögert, meiner Mutter alles zu sagen. Stattdessen habe ich viel mit meiner Patentante gesprochen. Die ist Ordensschwester und hat mich sehr ermutigt, meinen Überlegungen Taten folgen zu lassen. Als ich schließlich mit meiner Mutter geredet habe, war das ein viel schöneres Gespräch, als ich es erwartet hatte.

Jetzt leben Sie in Chelmsfod in einem Pfarrhaus. Wie sieht Ihr Dienst aus?
Er besteht aus einem Mix aus Seelsorge und Sozialarbeit. Man ist im Dienst an der Gemeinde, und das ist nicht nur die, die sich am Sonntag zum Gottesdienst versammelt, sondern das sind die Leute, die um uns herum wohnen. Zum Dienst gehören auch Supervisionsgespräche mit Kollegen und Beerdigungen.
Bei Trauerfeiern möchte ich den Verstorbenen den nötigen Respekt zollen. Das ist nicht einfach. Man hat die Leute im Zweifel nie gesehen und muss sich in relativ kurzer Zeit in Situationen einfühlen. In solchen Momenten empfinde ich einen gewissen Druck, aber das macht den Beruf auch spannend.

Bis heute sorgt die Frauenordination für Debatten in der anglikanischen Gemeinschaft – auch in Chelmsford?
Bei den Leuten hier ist das kein Thema; dem Bistum Chelmsford steht seit März erstmals eine Bischöfin vor. Neulich habe ich allerdings jemanden besucht, den ich nicht so gut kannte. Der meinte zu mir: Naja, eigentlich sind wir nicht so sehr für Frauen als Priester – aber Du bist ja ganz nett. Ich glaube, dass Priesterinnen immer noch für viele Menschen ein ungewohnter Anblick sind. Und Teile der anglikanischen Gemeinschaft lehnen weiterhin jede Frauenordination ab.

Ehrlich gesagt, fällt es schwer, den Überblick über den Stand der Debatte bei den Anglikanern zu halten …
Wir befinden uns in einer Übergangssituation. Bei den Anglikanern gibt es alle möglichen Strömungen: von Evangelikalen über Charismatiker und Liberalkatholische bis zu denen, die katholischer als der Papst sind. Ich finde bewundernswert, wie die anglikanische Kirche versucht, den Laden zusammenzuhalten.
Zugleich muss ich damit umgehen können, dass es Leute gibt, die mit einer Frau im Priesteramt nicht einverstanden sind.

Gibt es irgendetwas aus der katholischen Kirche, das fehlt?
Es gibt eine Sache, die ich wirklich bedauere: Wenn ich meine Mutter in Deutschland besuche und mit ihr in die Messe gehe, kann ich nicht die Kommunion empfangen. Einige Priester haben mir das trotzdem schon angeboten. Aber ich würde die Einladung einfach nicht annehmen, weil ich niemanden in eine schwierige Situation bringen möchte. Das tut sehr weh.

Warum?
Weil ich finde, dass mir durch das Verbot des Kommunionempfangs etwas genommen wird, was meiner Familie wichtig ist. Es war eine Art, vor der Gemeinde zu zeigen, dass wir als Familie einander zugehörig sind. Das Schöne ist: Wenn meine Mutter einen anglikanischen Gottesdienst besucht, darf sie zur Kommunion kommen. Wahrscheinlich wird sie das auch tun, wenn ich es bin, die die Kommunion austeilt!

(kna)

Lebenslauf: Julia Lacey (46) steht kurz vor der Weihe zur anglikanischen Priesterin. Die Katholikin aus dem Rheinland lernte in Genf ihren britischen Mann kennen. Lacey, die katholische Theologie auf Lehramt studiert hat, trat Ende 2016 zur anglikanischen Kirche über und bewarb sich 2018 um die Ausbildung zur Priesterin.  | Foto: kna-bild/Sally Lacey
Noch nicht lange her: Am 12. März 1994 wurden in der Kathedrale von Bristol zum ersten Mal in der anglikanischen Kirche 32 Frauen zu Priesterinnen geweiht. | Foto: kna-bild/Ernst Herb
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