Papst Franziskus
Kirchenoberhaupt bittet um Frieden

- Derzeit befindet sich der Papst Franziskus wegen eines ernsten Infekts in der Agostino Gemelli-Klinik in Rom. An der Statue seines Vorvorgängers Papst Johannes Paul II. vor dem Eingang der Klinik stellten die Menschen Kerzen mit Bildern von Franziskus auf. Heute hat sich Franzsikus erstmals öffentlich gezeigt.
- Foto: epd-bild/Vatican Media
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Oberursel/Rom (epd). Fünf Wochen war Papst Franziskus im Krankenhaus. Am Sonntag zeigte er sich erstmals wieder öffentlich. Auf Video-Liveaufnahmen, die am Sonntag von Radio Vatikan veröffentlicht wurden, war der 88-Jährige auf einem Balkon der Gemelli-Klinik in einem Rollstuhl sitzend zu sehen. Er winkte den Menschen zu, die sich vor der Klinik in Rom versammelt hatten, und sagte mit schwacher Stimme: «Ich danke Euch allen.» Das Kirchenoberhaupt wurde seit Mitte Februar in der Klinik behandelt.
Im traditionellen Angelus-Gebet, das am Sonntag vom Vatikan veröffentlicht wurde, erklärte Franziskus: «In der langen Zeit meines Krankenhausaufenthalts habe ich die Geduld des Herrn erfahren dürfen, die sich auch in der unermüdlichen Fürsorge der Ärzte und des Pflegepersonals sowie in der Aufmerksamkeit und Hoffnung der Angehörigen der Kranken widerspiegelt.»
Forderung nach Waffenruhe in Gaza
Der Papst äußerte zugleich den Wunsch nach Frieden «vor allem in der gemarterten Ukraine, in Palästina, Israel, Libanon, Myanmar, Sudan und in der Demokratischen Republik Kongo». Er ging auch auf die Lage in Nahost ein und zeigte sich «bestürzt über die erneuten schweren israelischen Bombardierungen im Gazastreifen, die viele Tote und Verletzte gefordert haben».
«Ich fordere, dass die Waffen sofort schweigen und der Mut zum Dialog wiedergefunden wird, damit alle Geiseln freigelassen werden und ein endgültiger Waffenstillstand erreicht wird. Im Gazastreifen ist die humanitäre Lage erneut sehr ernst und macht das dringende Handeln der Kriegsparteien und der internationalen Gemeinschaft erforderlich», hieß es weiter.
Genesung in Residenz Casa Santa Marta
Am Samstag hatten die Ärzte des Papstes laut «Vaticannews» bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz angekündigt, dass Franziskus nach fünf Wochen am Sonntag aus dem Krankenhaus entlassen werde. Eine längere Genesungsphase mit weiteren Behandlungen sei nötig. Diese sollen in seiner Residenz Casa Santa Marta im Vatikan erfolgen.
Papst Franziskus war seit dem 14. Februar im Gemelli-Krankenhaus in Rom. Dort war zunächst eine polymikrobielle Infektion festgestellt worden, eine Erkrankung, die durch unterschiedliche Bakterien, Viren und Pilze verursacht wird. Kurz darauf wurde bei Franziskus außerdem eine beidseitige Lungenentzündung diagnostiziert. Über einen längeren Zeitraum schwebte der Papst in Lebensgefahr.
Der Papst, das Amt und die Kritik
Der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf spricht sich für feste Regelungen für den Rücktritt eines Papstes aus. Es bräuchte ein allgemeines Gesetz, das jemandem die Kompetenz gebe, «zu erklären, dass der Stuhl Petri vakant ist, wenn der Papst sein Amt nicht mehr ausüben kann», sagte Wolf dem Magazin «Publik-Forum».
Mehrere Ärzte könnten unabhängig voneinander und jeweils eindeutig die Amtsunfähigkeit eines Papstes feststellen, schlug Wolf vor. Das Argument gegen Papst-Rücktritte, dass man vom Kreuz nicht herabsteige, halte er «für eine theologische Überhöhung des Leidens», sagte er.
«Wenn man Angst hat, dass die Aura des Papstamtes Schaden nimmt, dann sollte man jedoch dafür sorgen, dass sich eine Praxis wie nach dem Rücktritt Benedikts XVI. nicht wiederholt», sagte Wolf weiter.
Ein zurückgetretener Papst solle keine weiße Soutane tragen und sich nicht in der Öffentlichkeit äußern: «So viele Päpste haben Theologen Schweigen als geistliche Übung auferlegt - da kann es nicht schaden, wenn ein zurückgetretener Papst schweigt.»
Autor:Online-Redaktion |
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