Wort zur Woche
Von Adoptiveltern und Gottes Erben

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Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Römer 8, Vers 14


Adoptiveltern dringend gesucht! Diesen Hilferuf könnte man als Überschrift über die große Anzahl von Sorgerechtsentzügen stellen, die Gerichte in Deutschland Jahr für Jahr verfügen. Allein für das Jahr 2023 belaufen sie sich auf 15 395!

Von Joachim Süss

Jede einzelne Zahl steht für ein Kinderschicksal. Demgegenüber verharrt die Zahl der Adoptionen seit 2009 auf niedrigem Niveau. Jährlich handelt es sich dabei um ungefähr viertausend Fälle, und das bei abnehmender Tendenz. Im Zentrum einer jeder Adoption steht der Gedanke, die besten Eltern für ein Kind zu finden.

Auch Gott will der beste Vater sein. Jede und Jeder ist in die Gemeinschaft mit ihm geladen, um Teil seiner Familie zu werden. „Söhne Gottes“ werden wir sein, wie es wörtlich im Römerbrief heißt (8,14). Gemeint sind alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht. Denn das Wort „Sohn“ bezieht sich auf die Sohnschaft Christi vor Gott. An ihr haben die Gläubigen Anteil. Stärker noch als das Wort Kinder, das Luther für seine Übersetzung gewählt hat, assoziiert Sohnschaft ein direktes Verwandtschaftsverhältnis. Dort hinein leitet der Geist, es verhält sich im Grunde wie bei einer Adoption: Bei einer Adoption wird ein Kind einem leiblichen Sohn, einer leiblichen Tochter gleichgestellt, erhält eine neue Geburtsurkunde und wird zum Erben. Auch die Gottessöhne und -töchter werden zu Gottes Erben und zu Miterben Christi, die zwar mit ihm leiden, aber mit ihm auch zur Herrlichkeit erhoben werden (8,17).

Im 8. Kapitel, in der starken Mitte des Römerbriefes, wie Jörg Zink einmal formulierte, spricht Paulus von der neuen Menschengestalt, die die Söhne und Töchter Gottes durch den Geist gewinnen. In ihr spiegelt sich die Gestalt Christi wider. Das Gotteskind kann von nun an nichts mehr trennen von der Liebe des Vaters, die sich in Christus offenbart hat. Das vermögen „weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur“ (8,38f). Ein Sorgerechtsentzug ist bei den Kindern Gottes nicht vorgesehen.

Der Autor ist Pfarrer in Schloßvippach.

Pfarrer Joachim Süss | Foto: J. Süss
Autor:

Online-Redaktion

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