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Wort zur Woche
Was würde Jesus heute sagen?

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Christus spricht: „Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.
Johannes 10, Verse 11a und 27 bis 28a


Der kleine Enkel will’s wissen. Wer ist das auf dem bunten Bild im Schlafzimmer der Oma? „Lenin“, mutmaßt er nach seinen Erfahrungen im sozialistischen Kindergarten. Seine fromme Großmutter klärt ihn auf: „Jesus, der gute Hirte.“

Von Christine Lässig

Das Motiv ist heute eher selten in Schlafzimmern zu finden, war aber zur Zeit unserer Großmütter sehr beliebt. Was allerdings Lenin angeht, hatte er selbst zu DDR-Zeiten dort nichts zu suchen und musste sich mit öffentlichen Einrichtungen und Plakatwänden begnügen.

Das tröstliche Bild vom guten Hirten und seiner Herde, die auf seine Stimme hört, hat Christen durch die Jahrhunderte begleitet, egal welche Gesellschaftsordnungen gerade das Leben bestimmten, welche Personen an der Macht waren oder welche Hoffnungsträger die Menschen vorübergehend in den Bann zogen. Noch ehe das Kreuz zum Zeichen des Christentums wurde, war Jesus mit einem Schaf auf den Schultern schon in den Katakomben Roms zu sehen als Trost- und Hoffnungsbild. Ob das Zusammenleben von uns Christen heutzutage der engen Verbindung gleicht, die Jesu Worte beschreiben? So sehr wir uns das wünschen, wäre es doch eine Anmaßung zu behaupten, dass wir in jeder Situation und ein Leben lang auf die Stimme Jesu gehört hätten und ihr gefolgt wären. Das müssen wir uns nicht nur von denen vorhalten lassen, die von Kirche sowieso nichts halten. Das wissen wir selber sehr gut. Das lässt sich schon an der wechselvollen hundertjährigen Geschichte unserer Kirchenzeitung ablesen, in der sich Gemeindeleben vor Ort und Kirchengeschichte spiegeln. „Was würde Jesus dazu sagen?“ Martin Niemöllers Leitmotiv hat in Nazizeiten manchen Artikel nicht verhindert, der besser ungedruckt geblieben wäre. Das Hoffnungsbild vom guten Hirten und seiner treuen Herde, die seiner Stimme folgt, hängt nicht mehr in unseren Schlafzimmern. Es genügt, wenn wir es im Herzen behalten als Richtschnur für unser Denken und Handeln.

Die Autorin  ist Pfarrerin i. R.  und ehem. Chefredakteurin unserer Zeitung.

Foto: Harald Krille
Autor:

Online-Redaktion

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