Kirche in der säkularen Gesellschaft
Ist Gott aus der Mode gekommen?

Christine Lieberknecht sprach in Nöb-denitz über die Zukunft der Kirche. | Foto: Ulrike Grötsch
  • Christine Lieberknecht sprach in Nöb-denitz über die Zukunft der Kirche.
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Christine Lieberknecht hat harsche Kritik an der Kirche geäußert. Jesus Christus komme innerhalb der Kirche viel zu wenig vor, bemängelte die Pfarrerin und ehemalige Thüringer Ministerpräsidentin bei den Nöbdenitzer Fastengesprächen.

Von Ulrike Grötsch

Im Rahmen der alljährlichen Reihe sprach sie über Dietrich Bonhoeffer und die Rolle der Kirche in der säkularen Gesellschaft.

In der gut besuchten Kultur- und Bildungswerkstatt stellte Lieberknecht Bonhoeffers theologische Weitsicht in den Mittelpunkt. Ihrer Ansicht nach seien Bonhoeffers Gedanken, die auch heute noch zu Streitgesprächen in der Kirche führten, prägend gewesen – unter anderem auch in der evangelischen Jugendarbeit in der DDR. Im Zentrum von Bonhoeffers Theologie stehe Jesus Christus, so Lieberknecht. Unter diesem Aspekt hätten sich theologisches Nachdenken, spirituelle Tiefe und ethisches Verantwortungsbewusstsein in seinem Leben ergänzt und bedingt.


„Wenn wir Zukunft haben wollen, müssen wir wieder mehr über Glauben reden, Ursprung und Quellen nicht vergessen"

Aus Bonhoeffers theologischer Haltung heraus ergebe sich auch ein Auftrag, der zugleich eine Chance sei für Kirche und Christen, wie Lieberknecht deutlich machte. Doch welche Rolle spielen Glaube und christliche Werte in einer zunehmend säkularen Gesellschaft noch? „Gott ist aus der Mode gekommen“, äußerte ein Teilnehmer an dem Abend. Kirche würde sich selbst abschaffen, weil sie zu wenig über Jesus Christus spricht, so die Sorge – eine, die auch Christine Lieberknecht teilt. Als ein Beispiel nannte sie die Coronazeit. Es habe ein langes Schweigen seitens der Kirche gegeben. "Dabei ging es um Leben und Tod", sagt Lieberknecht und fragt: "Und warum richtet ein Bundespräsident eine Gedenkfeier für die Corona-Toten aus und nicht die Kirche?"
Auch die Tatsache, dass es in der Passionszeit um Jesu Leben, Leiden und Tod gehe, stehe immer weniger im Mittelpunkt, kritisierte sie. Vielmehr verbinde sich das Fasten zunehmend ausschließlich mit persönlichen Belangen und körperlichem Verzicht auf liebgewonnene Gewohnheiten.

„Wenn wir Zukunft haben wollen, müssen wir wieder mehr über Glauben reden, Ursprung und Quellen nicht vergessen", so Christine Lieberknecht. Um die Zukunft der Gemeinden müsse niemandem bange sein, zeigte sie sich überzeugt. Bei der Kirche als Institution sei das jedoch ein ganzes Stück schwieriger, meinte sie.

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