Welterbestadt
Stiftsberg auf der Zielgeraden

- Der Plan: Die Bauarbeiten auf dem Quedlinburger Stiftsberg sollen bis Dezember abgeschlossen sein.
- Foto: epd-bild/Steffen Schellhorn
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Nach fünf Jahren ist auf dem Stiftsberg in der Welterbestadt Quedlinburg endlich ein Ende der Bauarbeiten in Sicht.
Von Oliver Gierens
Die Stadt hat im vergangenen Jahr das 30-jährige Bestehen des Unesco-Welterbetitels gefeiert – eigentlich sollten bis dahin die Kirche St. Servatius, die den berühmten Domschatz beherbergt, und das angrenzende Schloss längst fertig sein. Doch erst die Coronapandemie und dann unvorhergesehene Schwierigkeiten haben die Arbeiten verzögert. „Wir gehen mit der Stadt davon aus, dass die Bauarbeiten im Dezember abgeschlossen werden“, sagt der Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Quedlinburg, Christoph Carstens. Die Wiederer-öffnung soll zu Ostern 2026 erfolgen.
Vor allem das Schloss und das ehemalige Damenstift sollen dann in neuem Glanz erstrahlen. Die Räume werden umgebaut, denkmalgerecht renoviert und die Dauerausstellung überarbeitet. „Die Ausstellung ist komplett neu und auch größer“, betont Carstens. Schwerpunkt der Schau ist die Geschichte des Damenstifts, das vom ostfränkischen König Heinrich I. (um 875–936) auf Fürsprache seiner Gattin, Königin Mathilde (896–968), im Jahr 936 gegründet wurde. Es existierte bis zur Säkularisation 1802/03. Mathilde ist bis heute in der Krypta der Kirche bestattet.
Auch die Geschichte nach der Aufhebung des Stifts 1803 wird in der Ausstellung erläutert. Einer der Höhepunkte werde ein mittelalterlicher Knüpfteppich aus der Zeit um 1200 sein, der laut Carstens eigentlich in den Domschatz gehört, aber dort nicht gezeigt werden könne. Ebenfalls werde der bekannte „Raubgrafenkasten“ Teil der Ausstellung sein. In dem Holzkasten soll im 14. Jahrhundert Graf Albrecht II. von Regenstein (um 1290–1348) von Quedlinburger Bürgern gefangen gehalten worden sein. Weiterhin werden die Krisen des Mittelalters sowie die Reformation (die das Damenstift überdauerte), Thema sein.
„Die Räume sind ein eigenes Erlebnis“, unterstreicht Carstens. Der Residenzraum der Äbtissin, der im 18. Jahrhundert neu gestaltet wurde, könne nach der Wiedereröffnung besichtigt werden. Es wird ein gemeinsamer Eingang für Kirche und Museum geschaffen. In der Kirche selbst wird sich wenig ändern. „Der Kirchenraum soll, so weit es geht, nicht museal werden, sondern ein liturgischer Gottesdienstraum bleiben“, betont der Pfarrer. Für Kirchenbesucher gibt es unter anderem Orgel-andachten mit einem geistlichen Wort.
Zwar investiert die Kirchengemeinde rund 1,25 Millionen Euro, auch mit Unterstützung des Kirchenkreises Halberstadt und der mitteldeutschen Landeskirche, aber eigentlicher Bauherr ist die Stadt als Eigentümerin des gesamten Stiftsbergs.
Insgesamt 30 Millionen Euro werden am Ende hier verbaut sein, sagt Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU). Rund 14 Millionen müsse die Stadt davon selbst aufbringen. Zukünftig wolle man das Stiftsbergensemble, Stiftsgebäude und Stiftskirche, den Besuchern als Einheit präsentieren. „Das Museum auf dem Stiftsberg wird Champions League spielen“, verspricht Ruch. So soll das Stiftsgebäude nach Angaben der Stadt künftig unter anderem durch zwei Aufzüge barrierearm sein. Auch künftig wollen Stadt und Kirchengemeinde ihre Zusammenarbeit dauerhaft fortsetzen und in einer weiteren Kooperationsvereinbarung festschreiben.
(epd)
Autor:Oliver Gierens |
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