Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 - Nicht von Pappe
Erst der Baum aus Lederhose, nun die Tanne aus Pappe. Im Bundestag setzt man auf Nachhaltigkeit und Naturmaterialien. Aber wo bleibt denn da das Waldduft-Weihnachtsgefühl?
Sicher kennen Sie die Weihnachtsgeschichte von Hans Christian Andersen. Da war dieser kleine, vorwitzige Tannenbaum, der unbedingt ein Christbaum sein wollte. Wie glücklich war er doch, als er frisch geschlagen auf dem Schlitten lag und aus dem Wald gezogen wurde. Und wie weh war ihm, als er nach dem Fest im Feuer landete. Eine traurige Geschichte, bei der junge Eltern heute, Happyend-verwöhnt und umweltbewusst, vermutlich zurückschrecken würden, sie vorzulesen.
Moderne Märchen gehen auch anders. Das lehrt ein Stück aus, natürlich: der Hauptstadt. Im Berliner Bundestag ist in dieser Woche eine Tanne aus Pappe aufgestellt worden. Schade eigentlich, die Schöpfung ist im Original doch so schön (mehr darüber lesen Sie in der Rezension von Willi Wild zu Olaf Schuberts neuem Buch). Ob Sie glücklich war, die Kartonfabrik zu verlassen, ist nicht überliefert. Auch nicht, wie viel Freude sie empfand, als kreisrunde Formen aus ihrem Korpus gestanzt wurden - irgendwo müssen die selbstgebastelten Papierkugeln und -sterne der Grundschüler aus dem brandenburgischen Trebbin ja aufgehangen werden....
Gespendet hat die fünf Meter hohe Deko-Tanne der Naturpark Nuthe-Nieplitz. Und sie kam nicht allein: Begleitet wurde sie von einem lebensgroßen Elch aus Pappe, der die typischen Feuchtlebensräume des Naturparks repräsentieren soll. Eine versöhnliche Geschichte mit Happyend. Nicht nur, dass der Christbaum seine Tage bis zu Heiligabend in Gesellschaft eines Waldfreundes verbringen kann. Nein, für beide - nebst den Bundestagsabgeordneten - gibt es im nächsten Jahr auch ein Wiedersehen. Der Baum aus recyceltem Material ist nicht nur langlebig, sondern wahrscheinlich auch praktisch zu falten und so gut verstaubar. Tja, da muss das Knut-Fest wohl ausfallen.
Nicht ausfallen lassen sollten Sie die Lektüre Ihrer Kirchenzeitung. Wir haben in der aktuellen Ausgabe wieder spannende Themen für Sie zusammengetragen! Einen schönen zweiten Advent!
Unsere Themen:
- Erbstreitigkeiten: Es ist eines der derzeit meist diskutierten Projekte im Umgang mit Denkmälern. Die Wiederaufstellung des von Lucas Cranach dem Älteren 1519 geschaffenen und vom Leipziger Künstler Michael Triegel zwischen 2020 und 2022 ergänzten Altarretabels im Westchor des Naumburger Domes.
- Beteiligungsfragen: Tobias Steinke ist neuer Superintendent im Kirchenkreis Greiz. Warum der ehemalige Stadtkirchenpfarrer Kooperationsspiele mag und Fürbitten wichtiger findet als Debatten, hat er im Gespräch mit Beatrix Heinrichs erklärt.
- Rüstzeiten: Das Team, die Gemeinschaft, die vielen Lebensgeschichten, die lustigen Abende im Burgkeller – diese Begriffe sprudeln aus Erika Herzel nur so heraus, wenn sie anfängt, von der Ehrenamtsrüste, früher auch Ältestenrüste genannt, zu erzählen.
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Autor:Beatrix Heinrichs |
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