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Zwischenruf
Ausverkauf der Kunst

Professor Dieter Falk, Dozent für Popular-musik in Düsseldorf und Regensburg  | Foto: falkmusic
  • Professor Dieter Falk, Dozent für Popular-musik in Düsseldorf und Regensburg
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Von Dieter Falk

Die Talkshowdebatten über die Folgen von Corona hinterlassen bei mir den Eindruck, dass es auch unter Wissenschaftlern zum Teil große Egos gibt. Genau wie bei Künstlern. Das ist das Stichwort: Künstler haben momentan am meisten zu kämpfen. Vieles gerät derzeit ins existenzielle Trudeln, aber wirtschaftlich am meisten betrifft es die Kultur.
Nun will ich nicht lamentieren, denn mein ganzes Leben war und bin ich Optimist, aber auch ein streitbarer. Und jetzt ist Schluss mit lustig! Wird da wirklich gerade mit dem gleichen Maß gemessen? Wieso dürfen 40 Leute auf 60 qm essen, lachen und dabei auch Aerosole ausstoßen – ein ebenso großer Chor oder Orchester dürfen allerdings nicht mit Abständen in einer großen Kirche oder im großen Theater proben. Wieso dürfen sich Fußball-Millionäre auf engstem Raum umkreisen – und Tausende von Musikern, Schauspielern, Tontechnikern, Aufbauhelfern und anderen Akteuren der Veranstaltungsbranche haben de facto Berufsverbot. Die Freiberufler ohne feste Anstellung und sogenannte Solo-Selbstständige – und das sind die meisten – halten maximal noch ein paar Wochen durch.
Ich möchte wieder Menschen Musik machen hören. Schauspieler, die auf der Bühne alles geben. Techniker, die backstage die großen Auftritte vorbereiten. All das würde ich gerne „live“ und in Farbe sehen. Im Netz tummelt sich so einiges. Aber ich kann inzwischen keine Live-gestreamten Konzerte mit zwei Protagonisten mehr sehen. Das ist Online-Ausverkauf von Kunst.
Kultur ist immer mutig. Wissenschaft und Politik sollten es bei unseren inzwischen stark gesunkenen Fallzahlen auch sein.

Der Autor ist einer der erfolgreichsten deutschen Musikproduzenten und Professor für Popularmusik.

Autor:

Online-Redaktion

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