Aufarbeitung
Missbrauchsbeauftragter Rörig beendet Amtszeit
Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hat am Montag seine Amtszeit beendet. Wie der 62-Jährige mitteilte, wird er in anderer Funktion im Bundesfamilienministerium bleiben. Rörig hatte seinen Rückzug aus dem Amt schon Ende 2020 angekündigt. Wer ihm nachfolgt, ist noch unklar.
Das Bundesfamilienministerium verspricht eine zügige Nachbesetzung. Für seine Arbeit erhielt Rörig zum Abschied viel Dank und Zustimmung.
Das Amt des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs wird den Angaben zufolge die Leiterin des dortigen Arbeitsstabs, Manuela Stötzel, kommissarisch leiten, bis eine Nachfolge für Rörig berufen wird. Dem Bundeskabinett solle dazu «zügig» ein Vorschlag unterbreitet werden, teilte das Familienministerium mit, in dem die Stelle des Missbrauchsbeauftragten angesiedelt ist.
In seiner Mitteilung vom Montag betonte Rörig, dass die Bekämpfung sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche weitergehen müsse. «Der Kampf gegen sexuellen Kindesmissbrauch und seine Folgen ist noch lange nicht gewonnen», sagte er. Rörig wurde Ende 2011 Nachfolger von Christine Bergmann im Amt des unabhängigen Missbrauchsbeauftragten. Die Stelle wurde unter seiner Führung aufgewertet. 2019 wurde er für eine neue fünfjährige Amtszeit berufen. Rörig wäre regulär also bis 2024 im Amt gewesen.
Ende 2020 kündigte Rörig aber seinen vorzeitigen Rückzug nach der Bundestagswahl an. Mitte Februar habe er nun Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) darüber unterrichtet, das Amt Ende Februar niederzulegen.
Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) würdigte Rörigs Arbeit in den vergangenen gut zehn Jahren. Er habe dafür gekämpft, Schutz und Hilfen zu verbessern und sich dafür stark gemacht, dass Aufarbeitung mehr Wichtigkeit erhalte. «Er war nicht nur Mahner, sondern packte mit an und hat in über zehn Jahren Amtszeit wichtige Impulse gesetzt», sagte Spiegel. Sie verwies auf das Vorhaben der Koalition, das Amt gesetzlich zu verankern und die von Rörig ins Leben gerufene Aufarbeitungskommission fortzuführen. «Wir wollen Aufarbeitungsprozesse in gesellschaftlichen Gruppen wie Sportvereinen, Kirchen oder der Jugendarbeit und auch von familiärer sexueller Gewalt aktiv fördern und begleiten», sagte sie.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, erklärte, sie sei Rörig «sehr dankbar für sein Engagement seit über zehn Jahren und seinen großen persönlichen Beitrag zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt». Sie gehe davon aus, «dass wir auch mit der nachfolgenden Person im Amt der oder des UBSKM partnerschaftlich und vertrauensvoll zusammenarbeiten und gemeinsam den Schutz vor sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und der Gesamtgesellschaft voranbringen werden», fügte die westfälische Präses hinzu.
«Ich gehe davon aus, dass wir auch mit der nachfolgenden Person im Amt der oder des UBSKM partnerschaftlich und vertrauensvoll zusammenarbeiten und gemeinsam den Schutz vor sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und der Gesamtgesellschaft voranbringen werden.»
Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der EKD
Die 2016 gegründete Aufarbeitungskommission dankte Rörig ebenfalls. Er habe «gegen das Wegschauen, das Schweigen und das Ignorieren» sexualisierter Gewalt an Minderjährigen gekämpft. Der Betroffenenbeirat, ebenfalls von Rörig ins Leben gerufen, erklärte, dessen Weggang sei eine Zäsur. Die Politik stehe in der Pflicht, das Amt schnell wieder zu besetzen.
Rörig hat in seiner Amtszeit Kampagnen auf den Weg gebracht, um in Schulen und der gesamten Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit für Missbrauch zu schaffen. Er setzte sich für Aufklärung in allen gesellschaftlichen Bereichen ein und verhandelte über Standards der Aufarbeitung mit den Kirchen. Mit der katholischen Kirche schloss er eine sogenannte Gemeinsame Erklärung ab. Mit der evangelischen Kirche liefen bis zuletzt noch Verhandlungen darüber. (epd)
Autor:Katja Schmidtke |
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