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Wie der Zimt nach Europa kam
Der bittersüße Duft von Weihnachten

Zimtsterne | Foto:  epd-bild / Marina Horvat

Der Duft von Zimt gehört für viele Menschen zum Advent. Im Altertum war das Gewürz eine Kostbarkeit, um das sich viele Fantasien rankten. Aber Zimt ist nicht gleich Zimt: Cassiazimt sollte man nur in Maßen genießen.

Von Claudia Schülke (epd)

Zimtsterne tragen das Weihnachtsgewürz schon im Namen. Ohne Zimtstange schmeckt der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt nicht, und auch ins Lebkuchenrezept passt er: Zimt ist eines der beliebtesten Gewürz im Advent.

Von alters her galt der Zimtbaum, aus dessen Rinde er stammt, als Pflanze des Paradieses. «Sinamin unt Zitawar» wuchsen im Garten Eden, wie ein unbekannter Dichter aus dem 11. Jahrhundert zu wissen meinte.
In seiner «Altdeutschen Genesis» hat er das erste Buch Moses bearbeitet. Wahrscheinlich kannte er auch das biblische Hohelied. Von «Safran, Würzrohr und Zimt» ist dort im vierten Kapitel die Rede. All dies sei dem Leib der Geliebten entsprossen.

Die Bibel ist vermutlich die älteste Quelle, in der Zimt erwähnt wird. Im Buch der Sprüche heißt es: «Ich habe mein Lager mit Myrrhe besprengt, mit Aloe und Zimt.»

Schon seit fast 1.500 Jahren vor Christus sollen die Ägypter Zimt für die Einbalsamierung ihrer Toten verwendet haben. Damals schickte Königin Hatschepsut eine Schiffsexpedition ins legendäre Land Punt, das heute am Horn von Afrika verortet wird. Dort landeten Schiffe und brachten Gewürze aus dem fernen Asien mit. Belegen lässt sich die Expedition; der Zimt aber nicht.

Wer auch immer damit handelte, hütete das Geheimnis seiner Herkunft. Umso wilder schossen die Fantasien ins Kraut. Herodot, griechischer Geschichtsschreiber im 5. Jahrhundert vor Christus, schrieb: «Die Alten sagten, dass Zimt und Cassiarinde in Vogelnestern gefunden wurde, vor allem im Nest eines Vogels, der Phönix heißt.»

Herodot wusste also schon, dass es zweierlei Zimt gab: den Echten (Cinnamomum verum), der auf der Insel Ceylon, heute Sri Lanka, wächst, und die Zimtcassie (Cinnamomum cassia), die in China, Indonesien und Vietnam wuchs und heute unter je eigenen Artennamen angebaut wird. Beide gehören zur Familie der Lorbeerbaumgewächse.

Was beim aromatischeren Cassiazimt zu beachten ist: Er hat einen höheren leberschädigenden Cumaringehalt als der feinere und seltenere Ceylonzimt und sollte daher nur in Maßen genossen werden. Bei Zimtsternen dürfe man aber gerne zugreifen, erklärt Tobias Niedenthal, Geschäftsführer der Forschungsgruppe Klostermedizin Würzburg: «Der Cumaringehalt ist unerheblich, sagt jeder Toxikologe.»

Stangen vom Ceylonzimt sind daran erkennbar, dass mehrere Lagen der inneren Zimtbaumrinde, des zarten Bastes, ineinandergeschoben sind. Die Stange der Cassiarinde dagegen ist gröber und einlagig. Meist wird sie zermahlen.

Spätestens seit den Feldzügen Alexanders des Großen im 4. Jahrhundert v. Chr. wurde Zimt über die alte Seidenstraße eingeführt. Nach dem Zerfall des Römischen Reichs zerfiel auch die Seidenstraße. Später belebten die Kreuzzüge den Handel wieder, venezianische Kaufleute verbreiteten Zimt und andere Gewürze. Die «Pfeffer-» oder vielmehr «Zimtsäcke» wurden dabei reicher als der Kaiser. Von der Kaufmannsfamilie der Fugger wird kolportiert, dass sie Kaiser Maximilians Schuldscheine auf einem Stapel Zimtrinde verbrannt habe.

Der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama entdeckte 1498 den Seeweg nach Indien. Seit 1506 behaupteten die Portugiesen ihr Zimt-Monopol auf Ceylon, im 17. Jahrhundert vertrieben die Niederländer sie, im 18. Jahrhundert folgten den Niederländern die Engländer. Den größten Preis zahlten die Menschen in den Kolonien: Die Portugiesen verlangten 125.000 Kilogramm Zimt pro Jahr für den Schutz der Insel Ceylon. Sie zwangen die Menschen durch eine sogenannte Körperschaftssteuer zum Sammeln der Zimtrinde, wie die Geografin Barbara Bicking schreibt. Die Niederländer verhängten Höchststrafen für unerlaubte Anpflanzung und Verwendung von Zimt.

In der Klosterheilkunde ist Zimt ein alter Schatz: Das Lorscher Arzneibuch nennt das Gewürz im 8. Jahrhundert als Heilmittel. Hildegard von Bingen empfahl ihn im Hochmittelalter gegen Erkältungen. Noch heute gilt: «Zimt ist eine prinzipiell anerkannte Arzneipflanze», sagt Tobias Niedenthal. Er könne helfen gegen krampfartige Beschwerden im Magen-Darmtrakt.

Mit Zimtöl sei auch bei äußerlichen bakteriellen Infektionen experimentiert worden. Aber, schränkt Niedenthal ein: «In der Petrischale geht das wunderbar, aber relativ viele Menschen reagieren allergisch auf Zimtöl.» Den Duft vom Zimt, der jetzt im Advent durchs Haus und über Weihnachtsmärkte zieht, aber kann jeder genießen.

Autor:

Katja Schmidtke

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