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Politisch, aber mit der Bibel

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Das Entsetzen war groß im Hinblick auf die Wahlergebnisse, die die AfD bei der Bundestagswahl vor knapp zwei Wochen erzielt hat.
Von André Poppowitsch
Bundesweit landete sie bei 20,8 Prozent der Zweitstimmen, in Mitteldeutschland gar bei etwas mehr als 38 Prozent.
Nach der Wahl kündigte Landesbischof Friedrich Kramer einen stärkeren Diskurs der EKM mit den Anhängern der AfD an. Ein überfälliger Schritt, der deutlich vor der Wahl hätte erfolgen können, wenn nicht sogar müssen. Ist es doch die Aufgabe von Kirche, auf Menschen zuzugehen, sie zu sehen und zu hören, sie zu begleiten. Es gilt, auch den Wählern der AfD auf Augenhöhe zu begegnen und klarzumachen, welche Positionen abgelehnt werden, anstatt sie pauschal in die Schmuddelecke zu stellen oder mit dem Finger auf sie zu zeigen.
Aber: Es stellt sich die Frage, wie politisch Kirche sein darf. Wenn kirchliche Vertreter ihr Handeln und ihre Positionen aus der Heiligen Schrift herleiten, können sie nicht neutral sein. Wenn über die Seligpreisungen oder die Werke der Barmherzigkeit gepredigt wird, ist das politisch. Wenn Menschen nicht durch ihre Werke, sondern allein durch Gottes Gnade bedingungslos angenommen sind, ist das politisch. Die Frohe Botschaft Jesu hat Konsequenzen für das Zusammenleben im Kleinen wie im Großen.
Wenn Kirche, vom Evangelium her gedacht, politisch ist, heißt das jedoch nicht, dass sie parteipolitisch sein sollte. Pfarrer und Bischöfe brauchen nicht zu bewerten, welche Positionen die vermeintlich besseren sind oder wo man auf dem Stimmzettel sein Kreuz besser nicht machen sollte. Politik zu machen, kann Politikern überlassen werden. Aber den Werterahmen zu setzen, in dem Politiker sich bewegen, das steht Kirche gut zu Gesicht.


Autor:André Poppowitsch |
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