Tragen oder tragen lassen, das ist hier die Frage
Wort zur Woche Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.
Galater 6, Vers 2
Wenn sich jeder um sich selbst kümmern würde, dann wäre allen geholfen.“ Diesen Satz hörte ich schon häufiger, wenn es um das Thema Nächstenliebe ging.
Da ist etwas absolut Wahres dran. Sich um sich selbst kümmern ist wichtig und richtig. Sich selbst lieben und annehmen zu können, ist genauso wichtig. Das ist wie die Grundvoraussetzung dafür, dass ich dann auch meinen Blick weiten kann. Andere in den Blick nehmen kann. Ich fange immer bei mir selbst an. Daher ist der oben genannte Satz richtig. Gleichzeitig ist er nicht alles.
Es hat einen Grund, dass Jesus uns das Doppelgebot der Liebe mitgegeben hat. Wir sollen Gott lieben und den Nächsten wie uns selbst. Wenn wir also uns selbst annehmen können, uns lieben und auf uns achten, dann ist das unsere Grundlage, um auch Gott und unsere Mitmenschen lieben zu können.
Wenn ich auf mich selbst achtgebe, dann habe ich im Idealfall Raum, Energie und Kapazitäten für mein Gegenüber. Und so endet die Selbstliebe dann auch nicht im Egoismus, sondern ist für mich selbst und für die Gesellschaft eine Bereicherung und eine Ressource.
Weil uns das aber immer mal wieder nicht gelingt, auf uns selbst zu achten, ist der Wochenspruch für mich doppelt ermutigend. "Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen." Zum einen schärft er meinen Geist darauf ein, mich mal wieder umzusehen und auch auf andere zu schauen. Da darf ich Gebende sein. Und gleichzeitig bin ich ja ebenso die Person, deren Last mitgetragen wird. Gott sei Dank!
Gottes Worte sind nie nur eine Aufforderung. Immer wieder gehöre auch ich zu denen, die schwach sind, die Hilfe brauchen, die angewiesen sind auf ein Gegenüber. In diesem Sinne ist das Bild der abgenommenen Last immer ein Bild der geteilten Last. Und je nachdem, wo ich gerade in meinem Leben stehe, darf ich selbst tragen oder mich tragen lassen.
Einen gesegneten Sonntag wünscht Jennifer Scherf,
Pfarrerin in Leuna
Autor:Online-Redaktion |
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