Festival-Programm vorgestellt
Wenn Bach bei der Feuerwehr erklingt

- Ein Kinderspiel: Carsten Hinrichs bringt neue Ideen mit – und Bach auch in Kitas und Jugendherbergen.
- Foto: Angelika Reiser-Fischer
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Die Aufregung steigt. Wenn am 11. April mit der Langen Nacht der Hausmusik die 21. Thüringer Bachwochen beginnen, wird er sie zum ersten Mal verantworten: Carsten Hinrichs, Jahrgang 1974, aus Braunschweig stammend, Musikwissenschaftler und Journalist, seit dem Sommer 2024 in Erfurt und nun Festivalleiter der Thüringer Bachwochen.
Von Angelika Reiser-Fischer
Von Innsbruck über die Musikfestspiele in Potsdam-Sanssouci führte ihn sein beruflicher Weg nun ins Thüringische. „2023 wurde ich vom damaligen Festivalleiter Christoph Drescher angesprochen, ob ich Interesse hätte, die Bachwochen zu übernehmen. Die kannte ich natürlich, lernte kurz darauf den Vorstandsvorsitzenden und Domorganisten Silvius von Kessel kennen. Sofort hatten wir einen Draht zueinander. Es gab natürlich noch mehr Kandidaten und auch ein großes Auswahlgespräch – aber direkt am nächsten Tag hatte ich eine Zusage“, erzählt Hinrichs. Allerdings, hatte er zu jener Zeit in Potsdam noch die Musikfestspiele in Sanssouci mit zu betreuen, parallel ging es schon in Erfurt los mit dem Konzept für die Bachwochen 2025.
Das neue Thema „Bach“ begeistert ihn. „Die Themen des Festivals in Potsdam drehten sich hauptsächlich um Musik und Kultur am preußischen Hof“, erzählt er. Mit Bach in Thüringen sei das ganz anders: Da ginge es um die Musik in einem Alltag, in einer Lebenswelt unter oft schwierigen Umständen. Bachs Musik gehörte zu den allsonntäglichen Gottesdiensten, manchmal zu Festen, dem normalen Leben der kleinen Leute.
Hinrichs sprang also beherzt ins kalte Wasser und begann im Frühjahr 2024 zunächst, die Konzertorte in den kleinen und großen Kirchen und Schlössern Thüringens, das Publikum, die Atmosphäre, die Konzertarten der Thüringer Bachwochen zu studieren. Klar war auch schnell: Anders als im Randgebiet von Berlin gibt es hier keine potenten Mäzene. Mit dem vorhandenen Geld ist effektiv umzugehen. Also heißt es zu kooperieren: mit kleineren Bach-Festivals wie in Arnstadt, mit Kantoren, Gemeinden, Vereinen. Auch mit Museen anlässlich der Landesausstellung zum Bauernkriegs-Jubiläum in Mühlhausen beispielsweise.
Als Thema für 2025 wählte Hinrichs „Ende und Anfang aller Musik“, in Abwandlung des Zitats von Max Reger, Bach sei Anfang und Ende der Musik. „Wir wollen zeigen, dass bei allen Umbrüchen, aller Endzeitstimmung aus einem Ende ein neuer Anfang gelingen kann. So wie Bach selbst viele Umbrüche erleben und meistern musste. Und dies ist ja auch Teil der Osterbotschaft. Nach der Kreuzigung gab es die Auferstehung“, sagt Carsten Hinrichs, selbst Protestant. Und für den Verein der Thüringer Bachwochen gibt es ja in diesem Jahr mit ihm schließlich auch einen Neuanfang.
Neue Ideen kamen also ins Programm. So sind die Bachwochen 2025 zu Gast in Kindergärten (wie erst neulich in Teichel bei Weimar), in Jugendherbergen und bei der freiwilligen Feuerwehr. Es wird einen Osterspaziergang mit Singen und Instrumenten geben, der am Ostersonntag im Park von Tiefurt beginnt und in Weimar am Schießhaus endet. Neue Konzertorte wurden erschlossen, so der Weinhof Schmidt in Gebesee, Cafè Nerly in Erfurt oder das Theater im Schlossgarten in Arnstadt. In drei Karmetten-Konzerten an drei Orten (Gotha, Erfurt und Weimar) an drei Tagen wird es in der Woche vor Ostern um den Leidensweg Christi gehen.
Mehr als 60 Veranstaltungen stehen bis zum 4. Mai im Programm. Bei der Eröffnung am 13. April im „Kontor“ in der Erfurter Hugo-John-Straße gibt es ein musikalisches Frühstück mit Klaviermusik, ein Familienkonzert und ein Stationenkonzert im ganzen Haus – einen Tag Sang und Klang.
„Wenn Anfang Mai das erste Jahr geschafft ist, entspanne ich erstmal“, hofft Carsten Hinrichs. Dann sei wieder Zeit, um Klavier zu spielen, zu gärtnern und sich seinen Bienen zu widmen. Vielleicht.
Autor:Online-Redaktion |
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